Vielleicht einmalig

Ein besonderes Erlebnis: Das „Fetztival” im Schloss Börln

Die grünen Plakate wellen sich nach einer Woche Regen und die Aussicht auf Wetterbesserung ist gering. Und als wäre das nicht Pech genug für die Veranstalter vom Schloss Börln – nicht zu verwechseln mit der liebsten Stadt junger Amerikaner [b?r-lin‘] – sagt auch noch kurzfristig der Hauptact Jens Friebe ab. „Das war schon ärgerlich, aber was soll man machen, wenn er krank ist.“ Außer Fuchs und Hase waren daher nur wenige Leute im Schlossgarten.

Der Blues danach
Nichtsdestotrotz war das Fetztival ein besonderes Erlebnis. Ein besonderes und wahrscheinlich leider auch einmaliges. Vierhundert Gäste mehr hätten der Fetztival-Kasse sicher gut getan. Denn finanziell lief es „ein bisschen schlecht“, erklärt Jana vom Organisationsteam. Soll heißen, man ist mit den Zahlungen in Rückstand. Was wiederum bedeutet, dass es wahrscheinlich keine zweite Auflage geben wird. „Aber vielleicht macht’s ja jemand anderes weiter, wir haben ja gezeigt, dass es geht gute Bands aufs Land zu holen.“

Einen bunten Mix Musik aufs Land gebracht
Der Tante Renate, ein Mann des munteren Elektrosounds, hat Mitveranstalterin Jana rückblickend am Besten gefallen. „Der hat auch mit der wunderbaren Sache angefangen, die Leute zu sich auf die Bühne zu holen.“ Danach zeigten die Jungs von Klez.e eine rockige Show für das kleine Publikum. Die drei Gitarren, die auch schon mal als Mikrofon umfunktioniert wurden, und der Sänger überzeugten. „Gut, manchmal klingt es schon nach Silbermondharmonie“ raunt es im Publikum. Dafür punkten Klez.e mit der Lebensphilosophie aller Wahlberliner: „Wir sind alle nur zum Leben hier.“ Zufriedene Doch-gut-dass-wir-hergekommen-sind-Blicke machten die Runde. Wann erlebt man auch schon solche Exklusivkonzerte? Zumal für eine Gemeinschaft, die sich nicht durch Status oder Geld auszeichnet, sondern Wetterfestigkeit und Begeisterung für Musik. In der Umbaupause dann Regenguss und Kurzschluss. Das brachte aber zumindest den Mann am Imbissstand nicht aus der Ruhe. Bratwurst geht auch ohne Licht. Uns so sammelte sich bei außerordentlich guten Pommes eine Gruppe Schutzsuchender am Imbiss, während andere sich schon vor die Bühne wagten. Ein Platz in der ersten Reihe war so oder so garantiert.Electrified by Finn
„Kommt doch einfach alle mit rauf auf die Bühne,“ rief Finn in den Regen. Kaum einer der Schirme und Friesennerze ließ sich da lange bitten. Ein fast akustisches Set mit Taschenlampenlichtshow. Zwischen dem Publikum und Glitzerelf Finn nur Gänsehaut. Wie Lagerfeuer, nur mit guter Musik und ohne Feuer. Zum Ausklang noch eine Liebeserklärung ans Publikum in Form eines Stevie Wonder-Hits. Das macht Lust auf die im September erscheinende Finn vs. Audrey Hepburn-Platte mit Coverversionen von Moon River und Tiny Dancer.

Alles feiert und vor der Bühne ist auf der Bühne
Danach wieder ein brutales emotionales Umtopfen. Delorean spielen und das bedeutet House, Disco, Punk – kurz: Party. Die Band links auf der Bühne, die Tänzer rechts und die, die sonst am Rand stehen, in der ersten Reihe. „Wenn da einer fragt, woher Bloc Party ihren Sound haben, hier werden die Ohren aufhorchen, die Nase gestülpt,“ wurden die Spanier angekündigt. Das Keyboard rauscht wie der Bart seines engagierten Spielers und dazu quietscht der Sänger in bestem spanischgefärbten Englisch. Das klingt gewagt, aber funktioniert. Wer dann noch nicht genug hatte konnte in der Scheune nebenan noch bei Der Tante Renate und Juri Gagarin weiter tanzen.

Fetztival

Gesellschaft für Gegenwartskultur e.V.

10. & 11. August 2007, Schloss Börln

www.fetztival.de

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