Spielereien zwischen Bild und Objekt: „Intimitäten” (Torben Ibs)

Intimitäten
Lindenfels Westflügel
Spiel: Iris Meinhardt
Regie: Michael Krauss
Musik & Technik: Thorsten Meinhardt
Premiere: 25. August 2007
www.westfluegel.de


Ganz in Weiß, mit einer Kamera

Iris Meinhardt macht Figurentheater. Aber statt mit den Objekten zu spielen und zu verschwinden, macht sie sich selbst zum Objekt und buchstäblich zur Projektionsfläche. Denn Star des Stücks Intimitäten ist nicht nur die in weißen Reifrock und Korsage gekleidete, junge Frau, sondern eine Minikamera, die sie aufbläht, detailreich und zumeist in Ausschnitten an die Rückwand projiziert. Das Intime wird so in grotesker Übergröße ausgestellt und diese neue Unwirklichkeit der Dimension verführt zu immer neuen Spielereien zwischen Bild und Objekt, also der Künstlerin.

Sehr einnehmend wechselt der Regisseur und Videoverantwortliche Michael Krauss außerdem zwischen Realität und vorproduzierten Videos, in denen Meinhardt vollends zur reinen Leinwand wird, die von den Photonenschleudern immer wieder neu bemalt wird – Einblicke unter den Rock eingeschlossen bis hin zum reinen Skelettspiel. Doch es ist nicht nur die Nähe und der Einblick in sonst Unerlaubtes, sondern auch die Spaltung der Schauspielerin selbst, die stellenweise virtuos mit ihrem projizierten Ich zu interagieren weiß.

Der Zuschauer ist wie gefangen in einem Netz aus Blicken, von denen einige auch die seinen sind, und wird hineingezogen in eine dekonstruierte Märchenwelt. Mit schauriger Lust lässt er sich treiben durch die Konstellationen, immer geführt von der Musik Thorsten Meinhardts. Ein Abend als Ode an die Minimalität von Technik und Bühne bei gleichzeitig maximalem Ausdruck. So ein Theater wollen wir häufiger sehen.

(Torben Ibs)

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