„St. Jacques … Pilgern auf Französisch”
Ah, hinter der nächsten Kurve haben wir bestimmt die Spitzte erreicht, dann geht’s endlich bergab! Über 12 km Anstieg, über Wiesen und Schotterpisten, an grasenden Schafen und alten Heiligenstatuen vorbei. Der kühlende Morgennebel weicht bald der annahenden Mittagssonne, die uns immer mehr ins Schwitzen kommen lässt, die müden Füße melden sich und der Rucksack wird immer schwerer. Doch hinter der nächsten Wegbiegung geht es ja noch steiler bergauf!
So ungefähr kann man sich die Überquerung der Pyrenäen vom französischen Saint-Jean-Piet de Port zum spanischen Ronceswalles auf dem Camino de Santiago vorstellen. Doch schließlich ist nicht alles Anstrengung und so wurden wir, am Gipfel angekommen, mit einer wunderschönen Aussicht belohnt: Nebelwolken, die zu beiden Seiten des Waldes wie Wasserfälle ins Tal stürzten.
Pilgern macht süchtig – wenn man sich darauf einlässt und es schafft, kleinere Anfangsschwierigkeiten zu überwinden: Wenn man ja eigentlich gar keine Zeit und noch weniger Motivation fürs Pilgern hat, und erst recht nicht, wenn die verhassten Geschwister mitkommen sollen. So hat es nämlich die Mutter der drei verstrittenen Kinder in ihrem Testament festgelegt. Keine Pilgerreise, kein Erbe. Dieses ist allerhand, und so recht will sich das keiner entgehen lassen. So schließen sie sich nun doch wiederwillig einer Reisegruppe an. Wie der Zufall es so will, trudeln noch andere bunt gemischte Teilnehmer ein. Ein Workaholic, ein Trinker und eine gestresste Lehrerin, dazu weitere Abenteurer. Zu Anfang benehmen sich besonders die Geschwister wie pubertierende Kids, die ständig Streit suchen und teilweise sogar rassistische Andeutungen gegenüber ihrem arabischen Pilgerführer machen. Doch die Gemeinsamen Ups und Downs der Reise lassen die Gruppe immer enger zusammenwachsen und sich in interessante zwischenmenschliche Beziehungen verstricken.
Der Film hält die Balance zwischen Komik und Tragik, und manch einer könnte behaupten, dass viele Klischees bedient werden und der Film absehbar ist. Aber man könnte auch sagen, er ist sehr menschlich. Wenn man sich darauf einlässt, berührt er und weckt vielleicht sogar die Lust, sich (noch) einmal auf den Camino Frances zu begeben. Auf die Reise ans Ende der Welt und zu sich selbst…
St. Jacques … Pilgern auf Französisch
Regie: Coline Serrau
Mit: Muriel Robin, Artus De Penguern, Jean-Pierre Darroussin u.a.
FR 2005 – 103 min.
Schwarz-Weiß-Filmverleih
Kinostart: 6. September 2007
Kommentar hinterlassen