Schweißtreibender Spaß an der Verausgabung: „FUP the DUCK” (Alessa Paluch)

Mund&Knie 11: FUP the DUCK eine whiskey – & – blues – story
Neue Szene, Schauspiel Leipzig
Leitung & Keyboards: Thomas Hertel
Sprache, Spiel & Gesang: Torben Kessler
Prermiere: 22. Mai 2007


Der Wind ist ein Pfeifen, der Schmerz ist ein Schrei

Der schweißtreibende Spaß an der Verausgabung
Thomas Hertels Reihe Mund&Knie war noch immer für Überraschungen gut. Wie Die Notaufnahme, nur mit weit höherem künstlerischen Niveau, ist dies eine der wenigen Nischen am Schauspiel Leipzig, die den Schauspielern scheinbar unabhängig von den sonst so starren Strukturen des Stadttheaters einen Freiraum bieten. Unter der musikalischen Leitung Hertels zeigen hier Schauspieler auf meist recht spielerische Art und im freien Umgang mit Körper und Stimme immer wieder, was sie neben dem hauptberuflichen Repräsentationstheater noch können und vor allem: was ihnen Spaß macht.

Auch die elfte Ausgabe von Mund&Knie lebt vom vollen Körpereinsatz des Schauspielers Torben Kessler. Würde Hertel ihn nicht am Rand der Bühne mit Keyboard und allerlei technischem Beiwerk auf manchmal gar magisch anmutende Weise begleiten, wäre dies ein zweistundenlanges Ein-Mann-Stück. Dabei gäbe es in FUP the DUCK genug Rollen für ein stattliches Ensemble, doch Kessler gibt jede einzelne selbst, und zwar mit wenigen Handgriffen und vor allem durch Körperhaltung und Stimme gekennzeichnet. So wird schon mal von Stuhl zu Stuhl gewechselt, ein künstlicher Bart an verschiedene Stellen seines Gesichts geklebt und der Cowboyhut wandert vom Kopf in die Hand und wieder auf den Kopf während eines einzigen Dialogs. Kessler umschifft eindrucksstark jegliche Peinlichkeit, sind die Witze und ein paar der unglaublich zahlreichen Regieideen auch alles andere als subtil. Erzählt wird die Geschichte eines Großvaters und seines Enkels, mit vielen kleinen, aber überaus interessanten Nebenfiguren und einer teilweise grotesken Komik, die durch die – ebenfalls teilweise grotesken- Livesamplings und Techniktricks schön herausgestrichen wird. Dabei spielen die Ente Fup und der vom Großvater persönlich gebrannte Whiskey „Todesflüstern“ reichlich witzige Rollen. Mit viel Liebe zum Detail eignet sich Kessler diese nicht einfache Geschichte an und verstärkt eindringliche Momente durch seinen Gesang. Die Songs sind nicht ganz so zahlreich wie in vorhergehenden Ausgaben des Mund&Knie, aber Kessler interpretiert sie mit Hingabe und beeindruckender Stimme, der man die professionelle Ausbildung anhört. Überhaupt: Kesslers totaler Präsenz und seiner Freude am Spiel kann man sich nur schwerlich entziehen, auch wenn nicht zu übersehen ist, dass er schweißtreibende Arbeit leistet. Belohnt wird diese durch langen, begeisterten und ehrlich verdienten Applaus!

(Alessa Paluch)

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