Street-Art-Kolumne, Folge 7: Reudnitz-Thonberg
Zu diesem Stadtteil lässt sich eigentlich nichts sagen, weil er viel zu groß und unübersichtlich ist. Um das kulturelle Kraftzentrum zwischen Regina-Palast und Kaufland gruppiert sich eine quirlige Mischung aus Plattenbau, Genossenschaftswohnungen und Gründerzeitschnickschnack. Abgeschnitten vom Charisma-Verteilernetz der Stadt, dem nicht zufällig herzförmig organisierten S-Bahn-System, an welchem sich perlengleich wirkliche Charakter-Stadtteile wie Connewitz, Anger-Crottendorf, Leutzsch und Grünau aufreihen, liegt es uninspiriert zwischen Durchgangsstraßen. Dermaßen verkannt und entrechtet ist es der Unbill ausgesetzt, seit Jahren einen wachsenden Zuzug von Studentenvolk absorbieren zu müssen. Droht hier eine Ausweitung der Versüdvorstädterung? Die lange Zeit wehrhafte Ereignislosigkeit dieses knapp zentralen Wohnkonvoluts bröckelt jedenfalls. Dies äußert sich nicht nur dadurch, dass selbst Rudolf Hess vom Schabernack getrieben mit einer Narrenkappe über die Wände des Viertels geistert [1], sondern auch in wenig versprechenden, aber groß inszenierten ersten Anfängen einer Graffitilaufbahn [3], in reproduzierbaren Renaissanceschinken [4] und drolligen Farbbeutel-Bombings [2]. Ist wohlmöglich gar nicht China gemeint, wenn von der neuen Macht im Osten die Rede ist?
Die Street-Art-Kolumne:
Vorwort, 11.10.2007
Gohlis, 11.10.2007
Volkmarsdorf/Neuschönefeld, 21.10.2007
Connewitz, 28.10.2007
Zentrum-Süd/Niederkirchnerstraße, 04.11.2007
Sellerhausen-Stünz, 11.11.2007
Lindenau, 20.11.2007
Reudnitz-Thonberg, 09.12.2007
Plagwitz, 15.12.2007
Weihnachtsmarkt, 21.12.2007
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