Seichtes Gastspiel: Die HTWK-Theatergruppe gibt „Die Schule der Witwen” (Anica Klingler-Mandig)

Die Schule der Witwen
Gastspiel der Theatergruppe der HTWK Leipzig
Connewitzer Cammerspiele
Regie: Steffen Mohr
Spiel: Jens Karthäuser, Christiane Loschke, Anne Mertelsmann, Stefan Michael, Annemarie Müller, Yvonne Schröder, Uwe Schütz, Kay Sommer & Jan Woborzil
Premiere: 17. Januar 2008
www.cammerspiele.de


Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht

„Ein Stück Weltliteratur, geschrieben nach der Episode des Petronius und in antiken Kleidern zelebriert, aber mit surreal französischem Pfiff.“ So steht es jedenfalls auf dem Programmzettel zu Die Schule der Witwen von Jean Cocteau (1889-1963) aufgeführt von der Theatergruppe der HTWK Leipzig.

Der Inhalt des 1936 uraufgeführten Einakters ist schnell erzählt: Eine schöne, reiche Witwe entschließt sich am Grab ihres Gatten zu sterben um mit diesem Zeichen der Treue die Verdorbenheit der Gesellschaft anzuprangern. Insbesondere jedoch ihre Amme macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Es gilt Liebe und Leben neu zu entdecken.

Diese Entdeckung gestaltet sich jedoch recht langatmig und zäh auf der Bühne der Connewitzer Cammerspiele. Das liegt zum einen an unnötigen Längen der Inszenierung, so zum Beispiel an dem nicht mehr enden wollenden, von Musik begleiteten anfänglichen Auftritt der Witwe sowie an den schauspielerischen Leistungen. Eine Ausnahme bilden hierbei die Amme (Uwe Schütz) und die Schwägerin (Anne Mertelsmann). Mit frechem Witz und starkem Charisma gelingt es der Amme den Zuschauer in den Bann zu ziehen und ihrer Rolle als Verfechterin der Lebenslust gerecht zu werden. Die festlich gekleidete Schwägerin brilliert ebenso in ihrem Metier der Herrschaftlichkeit und Dekadenz. Die restlichen Figuren hingegen wirken blass und können nicht überzeugen. Das ist schade, denn insbesondere die Witwe bildet im Zusammenspiel mit der Amme die zentrale Figur des Stücks. So hangelt sich der Zuschauer während der Vorstellung zwischen einigen Lachern, kurzem Gepacktsein und dem Drang den Theatersaal zu verlassen entlang. Daran können auch die in dieser Inszenierung zusätzlich eingeführten fünf Figuren, allesamt Sklaven der Schwägerin, nichts ändern. Ihr kurzer Auftritt erlaubt es ihnen kaum ihr Potenzial zu entfalten.

Auch die zahlreichen frivolen Andeutungen sprachlicher und gestischer Art können dem Zuschauer letztendlich nur selten ein Lachen entlocken. Der „Einakter voll schauriger Schönheit“, wie es im Programm heißt, bleibt hier doch nur ein seichter Versuch.

(Anica Klingler-Mandig)

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