Typische T-Shirt-Jungs

Die dänische Band The Fashion kann in der Ilses Erica nicht sehr überzeugen…

Zu allererst: The Fashion machen Musik, die vollkommen okay ist. Das zahlreiche Samstagabendpublikum in der Ilse würde das sicher bestätigen. Aber irgendwie…

Ja, irgendwie reicht das nicht.
Vielleicht haben The Fashion einfach Pech gehabt, weil sie mir genau jetzt über den Weg laufen, wo mir diese Indie-Leute ab und an ordentlich auf die Nerven gehen. Klar, jeder kann machen, was er will; hören, was man ihm empfiehlt und anziehen, was alle tragen. Aber wenn sich eine Band den ziemlich prätentiösen Namen The Fashion gibt, sind die Erwartungen dementsprechend hoch. Auch das Ilse-Programm nährt diese Hoffnungen mit Superlativen. Außergewöhnlich, wunderbar und großartig sind die Jungs in der Darstellung.

Besondere Kennzeichen: Keine, halt typische Jungs
– Eine Polemik

Die Jungs auf der Bühne aber sind Musterbeispiel einer skandinavischen Indiepopband. Dänische, Brillen- und Palituch tragende T-Shirt-Jungs spielen wenig beherzte Gitarrenmusik mit ein bisschen Keyboard. Die größten Überraschungen in den Songs sind dementsprechend auch nur Rhythmuswechsel des Schlagzeugers, und das sollte man sich nicht mal annähernd in Franz Ferdinandscher Manier vorstellen.

Echt (langweilig)
Die Frage nach der Authentizität bleibt nicht aus. Wird nicht mittlerweile alles skandinavische, egal wie – ja ich muss das jetzt so hart sagen – belanglos es auch immer ist, als authentisch bezeichnet? Ist authentisch da nicht irgendwie gleichbedeutend mit durchschnittlich und typisch? „Ja, genau so machen männliche Jungendliche Musik in Skandinavien, voll authentisch!“? Das mag ja stimmen, erinnert aber doch an vergangene Punk-Zeiten, in denen jeder coole Junge in einer Band spielte, nur dass die heutigen Musiker ihre Instrumente besser beherrschen. Bin ich arrogant, oder gar alt, wenn ich einfach nur gelangweilt bin von dieser Art Band und Textzeilen à la „We’ll party the whole night through“?

Sexy Zugabe? Vergangenheit!
Bin ich ungerecht, wenn ich die netten Jungs von nebenan lieber im Hausflur treffe als ihnen zuzujubeln? Es ist super, wenn der Sexappeal sich in der Musik abspielt, aber so ganz ohne, also weder sexy Musik noch sexy Musiker, kommt eine Bühne nun mal schwerlich aus. Bin ich gemein oder gar sexistisch, wenn ich mir von einer Band ohne Innovation, Inspiration oder Tanzbarem wenigstens eine Bühnenshow oder Rock’n’Roll-Gestus wünsche?

Vielleicht hätte ich The Fashion in einer anderen Stimmung, an einem anderen Tag sympathisch, die Jungs vielleicht sogar süß und die Musik bedeutend gefunden – aber nein, das ist doch eher unwahrscheinlich.

The Fashion

23. Februar 2008, Ilses Erika

www.myspace.com/thefashiondk

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