Ein launischer Abend

Das Scheddelspalter Festival 3 findet im Kulturbundhaus statt

Ohne Rauch geht’s auch? – Nicht wirklich. „Heavy Metal Nichts im Scheddel…?“ (HMNIS) rief zum dritten Scheddelspalter Festival ins Kulturbundhaus; das erste unter Quarzverbot im Saal. Ob man das überstehen könnte? Nun ja, fünf Bands verhießen einige Umbaupausen, in denen mensch die eine oder andere Zigarette piefen konnte. Die Qualität der meisten musikalischen Acts sorgte sogar dafür, dass man sich die meiste Zeit vor der Tür aufhalten konnte. Das war zwar nicht im Sinne der Sache, aber immer noch besser als darinnen alles ertragen zu müssen.

Carven (Leipzig) machten den Start mit irgendeiner halbgewalkten Metal-Rock-Chose. Während Sängerin Antjes Grunzen gerade noch anging, gestaltete sich ihr mit dünnem Stimmchen vorgetragener Klargesang als schwer auszuhalten, was durch ihr Pop-Gepose optisch noch unterstrichen wurde. Rätsel gaben Cygne (Leipzig) auf: Was machen die denn da? Und wieso spielen sie hier? Zu viele Jazzplatten im Schrank stehen und gedacht, wir machen jetzt Kunst? Nun ja, sie präsentierten eine Art Prog-Rock-Easy-Listening mit kurzen Intermezzi von Gitarrengeblöke und allerhand Rumgefrickel. Ein bisschen zog der Abend dann mit Doomsday Prophecy (Wolfen) an. Zuweilen etwas holprig im Spiel, ließen sie es immerhin auf der Bühne mal ordentlich krachen. Auch die nächste Band bewegte sich in Thrash-Metal-Gefilden. Als Death Embrace (Leipzig) begannen, hatte sich der Saal bereits etwas geleert. Das kann an der Mugge nicht gelegen haben, schließlich drehten sie noch ein wenig mehr an der Speed-Schraube. Vielmehr hatten die mitgebrachten Fans der ersten Kapellen offensichtlich bereits keine Lust mehr. Deftig auf die Lauscher gab es zu guter Letzt von Soul Demise (Neumarkt). Mit neuen Songs im Gepäck legten diese robuste Death-Metal-Bretter vor, die das Publikum dann auch ordentlich schwitzen ließen. Im flotten Treiben zum Sound der Göteborgschule wurde ein weiterer Pluspunkt des nun fehlenden Nikotinnebels auffällig: Er übertünchte früher den Schweißgeruch. Das lässt sich aber keinesfalls dem Quintett aus Franken vorwerfen. Denn nur ihrem Einsatz ist der gepflegte Abschluss eines schwach begonnenen Festivals zu verdanken. Einigermaßen beglückt konnte man nun bei ein paar Hopfenkaltschalen die Nacht derart ausklingen lassen, dass man vom Metalcore-Part am zweiten Tag wenig zu berichten weiß. Irgendwann rauchten dann auch einige Menschen im Saal und holten sich ein Stück ihrer vertrauten Lebenskultur zurück.

Zugegeben: Ein launischer Rapport. Mehr hat dieser launische Abend aber auch nicht verdient. Ein Lichtblick, oder vielleicht besser: Lichtbringer tröstet schon jetzt: Zum nächsten Konzert von HMNIS am 3. Mai werden Totenmond aufspielen – ihr neues Album Thronräuber steht justament zur merkantilen Verfügung – und hoffentlich zu einer versöhnlicheren Berichterstattung beihelfen.

Scheddelspalter Festival 3

4. & 5. April 2008, Kulturbundhaus

www.scheddel.de

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