Und noch ein Denkmal

Benefizkonzert in der Thomaskirche soll Geld für ein Wagner-Monument einbringen

Wer sich in Leipzig auf musikgeschichtliche Spurensuche begibt, stößt unweigerlich auf Namen wie Bach, Schumann und Mendelssohn. Dass Leipzig die Geburtsstadt Richard Wagners ist, in der er seine Jugend verbrachte, die Schule besuchte und mit dem Komponieren begann, erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Im Stadtbild ist Wagner jedenfalls nicht präsent: Sein Geburtshaus steht nicht mehr und ein Denkmal existiert auch nicht – jedenfalls keines im Sinne des „Wagner Denkmal e. V.“, das die Büste hinter der Oper aus verschiedenen Gründen ablehnt. Es soll also ein neues Denkmal her, welches den jungen, Leipziger Wagner zeigt und welches an einem prominenten Ort, am Brühl nahe dem einstigen Geburtshaus, aufgestellt wird. Als Termin ist das Jahr 2013 vorgesehen, in dem Wagners 200. Geburtstag gefeiert wird.

Ein Benefizkonzert in der Thomaskirche sollte am Dienstag einen Teil der etwa 150.000 Euro erbringen, die für das Denkmal veranschlagt werden. Mag es zunächst ungewöhnlich erscheinen, ein Wagner-Konzert auf der Orgel zu spielen, so bewies das interessant zusammengestellte Programm, dass dies ohne weiteres möglich ist. Einige der gespielten Werke stammten von Komponisten, die Wagner geschätzt oder persönlich gekannt hat, ungefähr die Hälfte stammt von Wagner selbst. Wer jetzt angestrengt nachdenkt, welche Orgelkompositionen gemeint sein könnten, täuscht sich: Was der legendäre Organist Matthias Eisenberg auf der Sauer-Orgel der Thomaskirche vortrug, waren Transkriptionen von Opernvorspielen.

So reizvoll es auch ist, das Tristan-Vorspiel oder das berühmte „Treulich geführt“ aus dem Lohengrin einmal in anderem Klanggewand zu erleben – das Ergebnis wusste an diesem Abend nur teilweise zu überzeugen. Schon das zu Beginn gespielte Vorspiel zu den Meistersingern ließ Deutlichkeit und Transparenz vermissen und auch der Lohengrin-Ausschnitt gegen Ende des Konzerts wirkte klanglich unausgeglichen, die formalen Konturen verwischt. Vor allem der lange Nachhall trübte den Hörgenuss in diesem Fall erheblich. Die Vorspiele zu Tristan und Parsifal vertrugen die Bearbeitung besser, dennoch funktioniert Wagner auf der Orgel für mich insgesamt nur sehr bedingt.

Glücklicherweise standen aber auch originale Orgelkompositionen auf dem Programm, die Markus Käbisch, Gründer des Denkmalvereins, im lesenswerten Programmheftbeitrag direkt auf Wagners Schaffen bezieht. Es erklangen Bachs von Wagner sehr geschätztes Präludium h-Moll BWV 544, ein Präludium des Wagner-Verehrers Anton Bruckner, das musikalisch deutlich vom Meister beeinflusst ist, sowie Stücke von Reger und Liszt. Eisenbergs abschließende virtuose Improvisation über eine wagnersche Choralfuge fügte sich stilistisch überzeugend in das Wagner-Umfeld ein und brachte ein hervorragend gespieltes – wenn auch bei den Wagner-Transkriptionen nur halb überzeugendes – Konzert zu einem angemessenen Abschluss.

Benefiz-Konzert für den Wagner Denkmal e.V.

Matthias Eisenberg, Orgel

20. Mai 2008, Thomaskirche

www.wagner-denkmal.com

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