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Die vielleicht letzte Games Convention in Leipzig

Digitale Spielkunst ist im Fokus der breiten Öffentlichkeit angelangt, wenn auch meist grotesk verzerrt von Fans oder Kritikern. Dass Spiele mehr sein können als cool oder böse, schnöde Unterhaltung oder Konsumobjekt, beweist die GC Art. Hier feiert man 30 Jahre Space Invaders und nostalgische Atari-Konsolen als Kunst. Besonders sehenswert ist die Ausstellung alter und neuer Spielkonsolen aus aller Welt. Der Leipziger Sammler René Meyer hat seine Kollektion aufgestockt und stellt in diesem Jahr über 300 Handhelds und LCD-Spiele in Glasvitrinen aus. Für die jungen Spielemacher der HTWK Leipzig und der Burg Giebichenstein ist die Messe dagegen nicht Museum, sondern Jobmarkt. Im Messe-Englisch heißt dieses Feld übrigens „GC Job & Career“. Virtual-Reality-Design-Student Friedrich Hanisch präsentiert ein 3-D-Mafiaspiel mit Marabus. Nebenan am HTWK-Stand erklären engagierte Medientechnikstudierende ihr Diplomprojekt, das 2,5-D-Adventure Palladion, und hoffen entdeckt zu werden. Die Universität Leipzig dagegen, vertreten durch Prof. Hartmut Warkus, nimmt sich wieder der Medienpädagogik an, die in einer GC-Family-Halle zuhause ist.

Wachstum, wohin man schaut
Seit der Premiere 2002 nahm der Messerummel beständig zu: mehr Aussteller, mehr Besucher, mehr Event. Wen wundert’s? Der Branchensprecher auf der Eröffnungspressekonferenz vermeldete nur Erfolge. So sind über 50 Prozent der Konsolenzocker mittlerweile weiblich, die Wachstumsraten der Verkaufszahlen zweistellig, ja bei den Videospielen sogar um 20 Prozent gestiegen. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Marktriese ElectronicArts präsentiert auf der Messe neben den Sims und einem Tennisspiel den Hitgaranten FIFA 09 – die Erfolgsbilanzen sind vorprogrammiert. Da will die Messe natürlich nicht nachstehen. Ein Besucherrekord soll her – 180.000 pilgerten letztes Jahr zur GC -, bevor die Messe nach Köln umzieht. Damit die Besucherströme nicht zur Blockade führen, hat die Messe extra zwei neuen Verbindungsröhren zwischen Halle 4 und Halle 5 gebaut. Selbst der Spielejournalismus entwickelt sich stetig weiter. Ein Kollege – jung, männlich, Webportal-Ausweis – erzählt seinem Freund lachend: „Letztes Jahr habe ich auch viele Fotos gemacht. Allerdings nur von den Messe-Babes. Ich hatte echt kein einziges mit einer Konsole!“

Auf, auf und davon
„Leipzig ist in diesen Tagen das Gravitationszentrum der europäischen Spieleindustrie“, sagt Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Leipziger Messe GmbH. Wie es aber um die Zukunft der Games Convention aussieht, dazu schweigt er. Ob es eine GC 2009 in Leipzig geben wird, nachdem der Verband der großen deutschen Spielefirmen sich für eine neue Messe in Köln entschieden hat, bleibt also unklar. Ein weiterer Wermutstropfen ist die Absage von Nintendo (Game Boy, Wii, Mario Bros), die immerhin die Hälfte des Branchenumsatzes in Deutschland stellen. Publikumsmessen wie die GC würden sich nicht mehr lohnen, meinen die Japaner. Also aufhören, wenn es am schönsten ist oder doch eine radikale Neuerfindung – das Spiel ist offen.

Games Convention 2008
Messe Leipzig
22. August – 24. August 2008
www.gc-germany.com
www.palladion-adventure.de

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