Monster-Tour

Zarathustra tanzt mit: Die Rockband Oomph gastiert in Leipzig

Oomph gaben sich auf ihrer Monster-Tour in Leipzig die Ehre und das Werk II sah schwarz – bis auf meine blonden Haare, die, wie schon im Februar auf dem HIM-Konzert, auffielen.

In der wartenden Menge vor der Halle A des Werk II sah ich erleichtert, dass sich
meine Befürchtungen auf einem Teenie-Konzert zu landen, nicht bestätigten. Das Durchschnittsalter der Konzertbesucher lag bei immerhin 20 Jahren. Einige Eltern begleiteten ihre minderjährigen Kinder noch bei guter Laune, ich werde sie später fluchend die Halle verlassen sehen.

Mit zwei Supporting-Acts ging es an diesem Abend auf eine melancholische, dunkle Reise in die menschlichen Abgründe. Den Anfang machte Mina Harker. Mit toller Stimme und gefühlvoll-melancholischen Liedern versuchte sie bei den Konzertbesuchern zu punkten. Es zeigte sich, wie undankbar es ist, ein Supporting-Act zu sein. Während ich begeistert in die Texte der Mina Harker eintauchte, applaudierte die Menge höflich und wartete nur auf Oomph.
Nach dem zweiten Supporting-Act All Ends standen sie um 21.15 Uhr auf der Bühne. Stilecht in Schwarzweiß geschminkt und mit dickem Kajal. Ab dem ersten Ton der Band war die Halle nicht mehr zu halten und die Band rockte mit. Wild herumtanzend unterstützte Dero, der charismatische Sänger, die harten Klänge der Band jenseits des Mainstreams. Man sah hier keine Band, die stur ihr Programm macht, man erlebte eine Band, die auch dadurch begeisterte, dass sie Kontakt haben wollte zum Publikum, ganz unkonventionell, ohne Allüren. Eine Band, die den tanzenden und schwitzenden Fans Wasser zuwarf, aber dennoch eine gewisse Distanz wahrte, die doch auf ihre eigene Art mystisch, geheimnisvoll daherkam. Als sich Dero zu seinen Fans in die Menge warf, war es um die Halle geschehen, es gab kein Halten mehr.

Die Band ist sich treu geblieben mit ihren harten Texten, das zeigte dieses Konzert auch und spätestens als die Band ganz ungeniert ihre Fans zum „Ficken“ aufrief und in rhythmisch kopulierender Bewegungen die weiblichen Fans zu Phantasien ganz eigener Art anregten. Sex sells – auch an diesem Abend. Das Konzert begeisterte, es war gelungen durch die Mischung die es bot: melancholisch, rau, düster, ein bisschen Sex. Als dann Dero, der Sänger mit abgeschlossenen Germanistik- und Psychologiestudium und einer Affinität zu der Philosophie Nietzsches und Sartres, „Gott ist tot“ ins Mikrofon sang, hielten die Eltern entsetzt ihre Kinder fest. Die Halle tobte ein letztes Mal, bevor das Konzert mit ruhigen Klängen beendet wurde. Ein tolles Konzert war zu Ende. Und während uns Oomph in die Nacht entließen und wir gutgelaunt die Halle verließen und in die entsetzten Gesichter der Eltern blickten, hätte ich schwören können, ich hätte
Nietzsche lachen hören?
Ooomph

21. November 2008, Werk II Halle A

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