Flache Inszenierung in gelungener Kulisse

„Im Pelz“ ist andeutungsreich und unentschieden

Der Abend beginnt verheißungsvoll. Bühnen- und Zuschauerraum sind eins. Das Publikum nimmt auf einem riesigen weißen Fell Platz. Die Figuren durchmessen den Raum, indem sie ihn durchschreiten. Das Publikum nimmt im wahrsten Sinne an der Wahrnehmung des Raumes teil. Von vorn, von hinten, mal halb verdeckt und mal im Dunkeln, hören und sehen wir die Figuren, ihre Stimmen und Stimmungen, und erfahren so den Raum und mit ihm das Spiel. Wir sind mitten drin und doch nur Beobachter – eben im Pelz.

Leider bleibt das gelungene Bühnen- und Raumkonzept von Susanne Münzner und Clementine Pohl das einzige Highlight an diesem Abend. Der Vertrag zwischen Herr und Sklave, um den sich das Stück dreht, öffnet einen so weiten Assoziationsrahmen, wie ihn das Bühnenbild nahe legt. Doch offenbar will sich die Inszenierung nicht für eine bestimmte Handschrift entscheiden. Ganz bewusst verweigert sie jede Stellungnahme und nutzt stattdessen die sich bietenden Abzweigungen für eine Wendung ins Ironische. Besonders deutlich wird das ab dem Auftritt von Matthias Hummitzsch, der das letzte Drittel des Abends an sich reißt. Er gibt den „bösen“ dritten Mann, einen wahren Herrn auf Augenhöhe mit der Herrin, dominant und stark wie ein Eisbär, ohne den Severin seinen Sklavenvertrag nicht unterschreiben wollte. Als die beiden „Hauptfiguren“, der Sklave Severin (Anna Blomeier) und seine Herrin Wanda (Melanie Schmidli), die Bühne im letzten Teil des Abends nicht mehr für sich alleine haben, verblassen sie endgültig in Hummitzschs Schatten und das Stück findet schließlich einen flachen Ausgang aus einem tiefen Raum.

Katharina Schmitt: Im Pelz
Uraufführung
Regie: Johannes Schmit
Mit: Anna Blomeier, Matthias Hummitzsch, Melanie Schmidli & Christoph Wirth
Premiere: 9. Dezember 2009
Skala
[Bild 1: Nils Bröer, alle anderen: R. Arnold/CT]


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