Tanztheater?

Zoot Woman füllen das Centraltheater mit eingängigen Melodien und Beat

(Bilder: Christian Kraus)

Die Bretter, die die Welt bedeuten, finden sich an den unterschiedlichsten Orten: Mancher assoziiert damit die altehrwürdigen Tempel der Hochkultur, andere hingegen die schlecht gelüftete Kellerdisko. Kann das gut gehen, wenn die Diskobretter im Leipziger Centraltheater liegen sollen? Den Praxistest durchführen werden Zoot Woman, das Elektro-Clash-Quartett um den charismatische Sänger Stuart Price. Denkbar schlechte Voraussetzung für die drei Bands an diesem Abend ist die Verlegung von der kuscheligen, unbestuhlten Hinterbühne in das Centraltheater mit seinen ach so bequemen, roten Sesseln.

Den Beginn machen Popular Damage aus Berlin, ein Elektro-Trio, das durch Remixe von bekannten Größen schon einiges an Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Unter anderem haben sie den Hit „We Wont Break“, die Attraktion des Abends, in ein neues Gewand gehüllt. Und siehe da! Schon nach der ersten halben Stunde erheben sich die ersten zu genau diesem Remix aus ihren Sesseln.

Etwas weniger offensiv und tanzbar zeigt sich der zweite Act des Abends, Baby Monster ein Duo aus Los Angeles, Kalifornien. Über ein einfaches Nicken geht die Reaktion des Publikums nicht hinaus. Dafür hat die sehr elektronik-lastige Mischung aus MGMT und den Pet Shop Boys das Potential abseits von der Tanzfläche zu funktionieren.

Wie man das Publikum aus seinen Sitzen hebt, beweisen Zoot Woman eindrucksvoll mit ihrem ersten Stück. Es braucht nur den ersten Synthieklang von „We Wont Break“. Eingerahmt von den zwei großen Hits („Friend of Mine“ bildet den Ausklang) gelingt es Zoot Woman, obwohl an diesem Abend nur als Trio auf der Bühne, den Spannungsbogen zu halten; kaum jemand lehnt sich entspannt in den roten Sesseln zurück. Sieben Jahre liegt das letzte Album der Band zurück, trotzdem fügt sich das neue Material nahtlos in den Auftritt ein. Vergessen scheint auch die bittere Niederlage gegen die Mediengruppe Telekommander in der „Jägermeister Rockliga“ vor drei Jahren im Werk II, an diesem Abend wird nur für die Band um Stuart Price getanzt.

Eingängige Melodien und tanzbaren Beat haben heute viele, aber diese gefühlvolle und einzigartige Stimme hat nur Stuart Price. Dazu kommt das Gespür für große Melodien, auf das Showbizgrößen wie Madonna, The Killers und Seal gerne zurückgreifen. So legt sich sein Gesang perfekt über das treibende Schlagzeug und den Bass und Synthiemelodien – wie frisch aus den 80er Jahren – von der dritten im Bunde Jasmin O’Meara. Natürlich kann man den ganzen Abend rätseln, ob diese Perfektion der Konserve zu verdanken ist, oder einfach dazu tanzen.

Zoot Woman

10. Mai 2010, Centraltheater


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