Geburtstag der X-tra-Klasse

Mehr als Standardtanz: Die 10. TangoTage Leipzig begeisterten mehr als 1.500 Besucher

Der Höhepunkt: Das Sexteto Milonguero beim Tangoball in der Schaubühne Lindenfels (Fotos: Andreas Möllenkamp)

Ein großes X leuchtet von der Bühne der Schaubühne Lindenfels auf die Tanzfläche des alten Ballsaals: Es sind die 10. TangoTage in Leipzig und an vielen Orten verbreitet sich argentinisches Flair in der Stadt. Die Geburtstagsausgabe des Tango-Festivals bot neben den großen Tangobällen in der Schaubühne, den Tango-Cafés im alma en vuelo und den Workshops in der Tangomanie ein breites Programm mit Ausstellungen, Film, Theater und Konzerten rund um den Tango Argentino. Viele Besucher waren aus dem gesamten Bundesgebiet und den europäischen Nachbarländern angereist. Michael Bechler ist glücklich über den großen Erfolg: „Wir haben es geschafft, die bisherigen TangoTage nochmal zu toppen.“ Als Mitbegründer der Tangofabrik zählt er zu den Urgesteinen der Leipziger Tangoszene und war auch von Anfang an bei den TangoTagen dabei. Zusammen mit Henrike Rohrlack hat er die Veranstaltungen nicht nur charmant moderiert, sondern in der Organisation auch eine gute Auswahl der Künstler getroffen. Besonders der ausverkaufte Tangoball am Freitagabend in der Schaubühne Lindenfels hat ihn begeistert: „Die Stimmung hat gekocht!“. Die zwei Live-Sets des Sexteto Milonguero und der Showtanz von Julieta Falivene und Pedro Farías aus Buenos Aires am Freitagabend bildeten den Höhepunkt des diesjährigen Festivals. Auch das zweite eingeladene Lehrer- und Showtanzpaar Alejandra Heredia und Mariano Otero konnte spätestens am Samstagabend beweisen, wie eindrucksvoll die Verbindung von klassischem und Neo-Tango sein kann. Alle Workshops waren daher sehr gut ausgelastet.

DJ Karin beim Tangobrunch im Ballsaal Tangomanie

Das Besondere an den Leipziger TangoTagen ist die persönliche Atmosphäre. Im Gegensatz zu anderen kommerziellen Tango-Festivals werden die TangoTage ehrenamtlich vom Leipziger Verein L.tango organisiert. Dies drückt sich nicht nur in vielen liebevollen Details aus, sondern produziert auch eine angenehme, fast familiäre Stimmung. In der Tangomanie liegt Fliederduft über der Tanzfläche, persönlich gepflückt vom Dekorationsteam. Poster erinnern an die vergangenen neun TangoTage, gesammelt und zusammengestellt von Henriette Reineck. Neben dem zehnköpfigen Organisationsteam gibt es mehr als dreißig Leute, die unentgeltlich mithelfen, Künstler betreuen, Gäste unterbringen oder bei der Dekoration der Veranstaltungsorte mitarbeiten. Katja Hunger hat gleich drei Gäste bei sich untergebracht und zudem zwei Abende betreut. „Die TangoTage sind wie ein Rausch. Es gibt immer etwas Überraschendes“, erzählt die junge Ärztin. Ihre ersten TangoTage hat sie 2004 noch in der Tangofabrik auf dem Gelände der Baumwollspinnerei erlebt. Diesem Ort trauert die Leipziger Tangoszene seit ihrer Schließung wehmütig nach. Die Schaubühne Lindenfels bietet mit ihrem Ballsaal zwar ein schönes Ambiente, aber nicht mehr den besten Tanzboden.

In diesem Jahr konnten die Organisatoren zudem das UT Connewitz gewinnen, sich mit eigenen Veranstaltungen an den TangoTagen zu beteiligen. Dort feierte am Donnerstagabend das Leipziger TangOpera-Project mit Purple moon of Paraguay or 7 postcards Premiere. Auch das Tango-Orchester Leipzig Abriendo y Cerrando präsentierte dort ihr umfangreiches Repertoire von den Anfängen des Tangos bis in die Gegenwart. „Es gibt viel Raum sich zu engagieren und neue Ideen einzubringen“, sagt Katja Hunger. Der Leipziger Tangoverein sucht daher immer nach neuen Tango-Interessierten und Kooperationspartnern in der Stadt. Einer davon ist Konditormeister Wolfram Gey. Er sponsert nicht nur die Brötchen und den Kuchen für die Tango-Cafés und den Brunch, sondern ist als Argentinien-Fan selbst langjähriger Tango-Tänzer. Seit September 2009 betreibt er neben seiner Konditorei am Connewitzer Kreuz auch das Café Rico in Plagwitz. Dort gibt es nicht nur gutes argentinisches Essen, sondern zu den TangoTagen auch eine Ausstellung der Leipziger Künstlerin Mandy Kunze. Die Schülerin von Neo Rauch zeigt dort Zeichnungen, Druckgrafiken und Malerei, die Motive des Tango Argentino sowie anderer Tänze verarbeiten. Nach dem gemütlichen Tangobrunch im Ballsaal Tangomanie treffen sich die Leipziger dort zum Chillout, lassen ihre Erlebnisse Revue passieren und freuen sich schon auf die nächsten TangoTage, die 2011 wieder um Christi Himmelfahrt stattfinden.

X. TangoTage Leipzig

12. bis16. Mai 2010, Schaubühne Lindenfels, Ballsaal Tangomanie, alma en vuelo, UT Connewitz, Café Rico, Musikschule Leipzig Johann Sebastian Bach, Arrebato, Wasserhäuschen

www.tangotageleipzig.de

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