Bumm-tschick!

Trommelnde Geisterbeschwörung: Der Schweizer Fritz Hauser schafft in „Trommel mit Mann“ eine Klangkulisse – Werkstatt-Tage im Theater der Jungen Welt

Geisterbeschwörung: Fritz Hauser (Foto: Beat Presser)

Zwei Hände, eine Trommel, ein Mann. Stille. Minutenlang. Ein Schlag, und sie ist wie weggeblasen. Es ist nicht ganz klar, wer hier mit wem angereist ist. Schon der Titel sorgt für die Brechung gewohnter Hierarchien: Trommel mit Mann. Trommel mit Mann?

Die Trommel gastierte am gestrigen Abend zusammen mit dem Schweizer Fritz Hauser bei den 17. Werkstatt-Tagen der Kinder- und Jugendtheater. Im dicht gedrängten kleinen Saal des Theaters der Jungen Welt sorgten sie mit ihrer virtuosen Performance für ein etwas anderes Erlebnis.

Es ist zwar kein Theater – auch dann nicht, wenn man den Begriff weiter fasst. Aber das macht ja nichts. Einer Geisterbeschwörung gleich bewegen sich Hände, Klöppel, Stöcke und Besen über Trommelfell und Korpus und entlocken ihnen Töne, die heiter, traurig oder ergriffen stimmen. Es wird gekratzt, geschlagen, gestrichen, gerieben. Mit absoluter Präzision kommt die Bewegung aus Fritz Hausers Handgelenken, die die Sticks tanzen und metrisch schlagen lassen. Halbe, Sechzehntel, Achtel – in allen Tempi.

Immer wieder verschwinden Stöcke wie magisch in einer Tasche und andere kommen heraus. Sie unterscheiden sich gar nicht so sehr voneinander, klingen aber dumpfer, heller, breiter oder präziser. Die Trommel liebt ihren Spieler. Sie vermag es, dass er sie umarmt und liebkost, ihr sein Gesicht zuwendet, sie immerzu ansieht und über sie streicht. Sie bringt ihn sogar dazu, sie zärtlich mit den Füßen zu halten.

Für einen kurzen Moment unterbricht eine gelbe Metallspieluhr die Liebschaft. Alienhaft kommt sie aus der Tasche hervor, kontrastiert den Rhythmus mit einer Melodie und sorgt damit für Verwirrung und Belustigung. Wie fremd wird sie bekämpft, so als hätte sie ein Eigenleben. Schließlich wird das Alien in ein Tuch gewickelt und von der Bildfläche verbannt. Störung beendet. Weiter geht es. Bitte!

Trotz der Länge gestaltet Fritz Hauser ein beeindruckendes Sinneserlebnis, zum Hören und zum Schauen. Es präsentiert die Trommel als eigenständiges Wesen. Sie ist mit ihm angereist, nicht umgekehrt. Trommel mit Mann eben.

Trommel mit Mann

Von Barbara Frey und Fritz Hauser

Gastspiel von der Fritz Hauser (Basel)

Anlässlich der 17. Werkstatt-Tage der Kinder- und Jugendtheater

29. September 2010, Theater der jungen Welt, Kleiner Saal


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