Aristophanes Superstar

Der Verlag Antike hat zwei altphilologische Klassiker neu aufgelegt

„Bernhard Zimmermann ist Professor für Klassische Philologie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.“ Allzu bescheiden gibt sich diese alleinige biografische Notiz auf dem Buchdeckel der beiden Neuauflagen von Die griechische Komödie und Dithyrambos – Geschichte einer Gattung, die der Verlag Antike 2006 beziehungsweise 2008 herausgebracht hat. Dabei zählt Bernhard Zimmermann zu den bedeutenden Experten der antiken Kultur, in Deutschland sowieso, aber auch darüber hinaus. Und er ist außerdem ein herausragender Schriftsteller, der es schafft, ein Sachbuch so spannend wie einen guten Kriminalroman erscheinen zu lassen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass der Leser sich für die Materie interessiert.

Doch der Unterhaltungswert ist nicht alles. Zimmermann bemüht sich stets um größtmögliche Authentizität. Wenn die Quellen mehr spekulativ als gesichert sind, erwähnt er das, wagt aber mitunter auch, eigene Rückschlüsse zu ziehen. Doch hier stellt er ebenso klar heraus, dass es sich um eigene Mutmaßungen, Thesen und Interpretationen handelt. In seinem Werk über den Dithyrambos geht er so weit, die Fragmente weitestgehend nur im altgriechischen Original zu zitieren, um sich nicht auf eine Übersetzung festzulegen, die den Inhalt womöglich nicht authentisch wiedergeben würde. Das ist löblich, führt aber leider dazu, dass das Buch sich dem Laien ohne Kenntnisse des Altgriechischen trotz zahlreicher Fußnoten mitunter schwer erschließt.

Dithyrambos – Geschichte einer Gattung ist deshalb mehr als Die griechische Komödie ein Fachbuch für Fachleute, aber dafür eines, dass sich auf sehr akribische Weise mit dem Thema beschäftigt. Trotz der sehr dünnen Quellenlage schafft es der Autor auf bemerkenswerte Weise, alles über den Dithyrambos zusammenzutragen und zu besprechen, was heutzutage über den Themenkomplex bekannt ist. Er beleuchtet die Hintergründe und Phasen der chorlyrischen Gattung und arbeitet die Unterschiede in den jeweiligen Epochen anhand der überlieferten Textfragmente heraus. Jeweils ein umfangreiches Kapitel widmet er den zwei bekanntesten Vertretern der dithyrambischen Dichtung, Pindar und Bakchylides.

Gegenüber der bei Artemis & Winkler erschienenen Erstauflage seines Werkes zur Griechischen Komödie hat Zimmermann einige Kapitel umstrukturiert und ergänzt. Doch schon die alte Auflage ist gerade für alle, die sich praktisch mit dem Theater beschäftigen – zum Beispiel für Regisseure – ein reicher Schatz an Informationen und Inspirationen. Das Buch beschreibt nicht nur interessante Details der Stücke des Aristophanes und der anderen bekannten Komödiendichter des alten Griechenlands, es macht zudem transparent, wo die Besonderheiten und Gemeinsamkeiten gegenüber der heutigen Aufführungspraxis liegen. Als Theatermachender bekommt man nach der Lektüre Lust, über ein politisch-kritisches und gleichzeitig humorvoll unterhaltendes Theater nachzudenken, und erhält einiges an indirekten Anregungen, ein solches auch umzusetzen. Darüber hinaus ist Die griechische Komödie wie ihre Schwester Dithyrambos – Geschichte einer Gattung ein lesbares und fundiertes wissenschaftliches Werk. Prädikat wertvoll. In jeder Hinsicht.

Bernhard Zimmermann: Dithyrambos – Geschichte einer Gattung

Verlag Antike – Berlin 2008

163 S. – 37,90 €

Bernhard Zimmermann: Die griechische Komödie

Verlag Antike – Berlin 2006

232 S. – 32,90 €

www.verlag-antike.de

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