Und endlos grüßt die Loop-Station

In der Kulturwerkstatt Kaos zelebrierten Gäste und Künstler die Vielfalt der Endlos-Schleifenkunst

Fotos: Kulturwerkstatt Kaos

Es war einmal ein Gerät, mit dem man eine Unzahl Stimmen aufnehmen und endlos wiederholend abspielen kann. Dieses ist keineswegs ein Märchen, nennt sich Loop Station und war der Protagonist beim ersten Leipziger Loop Art Festival, welches im Rahmen des zweiten Kultursommers der Kulturwerkstatt KAOS stattfand. Vor der idyllischen Kulisse eines kleinen Sees zelebrierten Künstler und Gäste mit viel Begeisterung die „Vielfalt der Endlos-Schleifenkunst“, wie es Initiatorin Maria Schüritz in ihren einführenden Worten ausdrückte. Sie selbst eröffnet den Reigen mit eigenen deutsch- und englischsprachigen Songs, Gitarre und einer betörend starken Stimme. Und eben jenem kleinen Gerät, das Stimme, Rhythmen oder Melodiefragmente als Background in Schleife wiedergibt, während die Künstlerin den eigentlichen Song live draufzaubert.

Maria Schüritz kommt aus der Bluesrichtung, und vor allem bei ihren balladenhaft ruhigen Titeln fragt man sich ernsthaft, warum die Plattenindustrie diese gnadenlos gute Musikerin noch nicht entdeckt hat. Auf das Loopen kam sie über einen Stimmimprovisationsworkshop, den sie besuchte. Das war vor drei Jahren. Mittlerweile hält sie nicht nur selbst solche Workshops ab, sondern bietet auch speziell welche zum Thema Loop Art an.

Die Idee eines Loop Art Festivals lag nahe, und sie fand im Freundeskreis wie auch im Internet die Kolleginnen und Kollegen für das Programm. Dieses konnte sich sehen und hören lassen und war in der Tat ein Feuerwerk der Vielfalt. Anni Lenz verband ihre großartige und ausdrucksstarke Stimme mit Percussion, alltagsphilosophischen Texten und Jodeln, büßte aber durch peinliche Moderationen und mehreren Pannen etwas an Charme ein. Ihr besonders multifunktionales aber auch kompliziertes Gerät schien sie selbst zu überfordern. Da hilft auch der Dauerspruch „Das ist live“ nicht mehr, um Begeisterung zu erzeugen.

Das Duo MeloEsque mit Gitarrenloops und Weichzeichner-Stimme boten poetisch bis sozialkritisch angehauchte Balladen, June Cocó loopte die lyrischen Sätze auch live und brachte Chanson-Elemente mit hinein, und die Gruppe 5D loopte hiphoppend zu Visuals.

Den Höhepunkt des Programms bildete Pierre Bosolum mit seiner Performance „Zeitloopen“. Mit selbstgebauten und grotesk wirkenden Instrumenten, experimentellen wie klassischen Pianosounds und englisch klingenden Pseudosprachimprovisationen, die er schräg und variantenreich modulierend singt, loopt er skurril grimassierend und reißt das Publikum aus der Routine. Spontan nutzt Hula-Hoop-Tänzerin Elena Kreknina Bosolums Darbietung als akustische Inspiration für ihre Show und legt parallel eine umwerfende Choreografie mit ihren Reifen aufs Wiesenparkett.

Alles in allem ein gelungener Abend und ein spannendes Unterfangen, das nach einer Fortsetzung schreit. Und endlos grüßt die Loop-Station? Ja, bitte mehr davon, alle Jahre wieder!

LoopArt-Festival

16. Juli 201, Kulturwerkstatt Kaos


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