Mobile Liebe rostet nicht

„Fünftausend Kilometer in der Sekunde“: In zarten Farben und sanften Linien zeichnet Manuele Fior die Lebenswege dreier Jugendlicher nach

Geschichte einer Liebe: Die Jugendlichen Piero und Nicola können unterschiedlicher nicht sein. Ein zurückhaltender Typ mit Streberallüren der eine, Schürzenjäger und ansonsten unambitioniert der andere. Als mit der jungen Lucia eine neue Nachbarin in ihren Block zieht, lernt Piero die Macht Amors kennen. Rasch erreichen dessen Pfeile sein Ziel, auch wenn das mitunter Fernbeziehung bedeutet. Denn die Lebenswege der drei verlaufen ganz und gar nicht parallel. Nicola bleibt in der Heimat, Lucia treib es zum Studium nach Norwegen, Piero unternimmt archäologische Studien in Ägypten. Trotz aller Trennungen aber reißen die amourösen Bande nie ab, finden die Lieben zwischen Zeiten der Distanz auch wieder zusammen.

Diese bereits preisgekrönte Reise durch die Lebenswelten der jungen Protagonisten hat Comic-Autor Manuele Fior in feinen Aquarellen festgehalten, die dem Album eine durchweg zarte und helle Färbung verleihen. Ebenso leise, gelassen und zärtlich ist die Geschichte, die sich wie bei einem Schaufensterbummel gemächlich-interessiert über die Panele und Seiten zieht. Es ist eine eigentümliche Unaufgeregtheit, die hier zu beobachten ist, aber mit Abklärung nichts zu tun hat. In den flüchtigen Bildern zeigt sich doch ein genauer Blick, ein geschultes Hinschauen, welches das Wesentliche erfasst und dann mit Pinselstrichen festhält. Es sprechen hier überwiegend die Bilder, die eher kargen Dialoge sind Beiwerk – es geht um Stimmungen und emotionale Schwingungen, nicht um viele Worte, ausschweifende Erklärungen. So scheinen die großen Gefühle durch die zur Schau gestellte Gelassenheit lediglich durchzuschimmern, wirken aber umso intensiver, wenn man sie dann entdeckt. Fior ist ein hochpoetischer Comic geglückt, an dem man sich kaum satt sehen kann.

Manuele Fior: Fünftausend Kilometer in der Sekunde

Avant Verlag

Berlin 2011

144 S., 19,95 EUR


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