Der schlechteste Kehlenfick aller Zeiten

Ridley Scott inszeniert mit „Prometheus“ eine leidvolle Penetrationsmetapher

Dickschädel: Stoisch wacht der statuenhafte Kopf über Pandoras Büchsensammlung (Fotos: Twentieth Century Fox Film Corporation)

Prometheus, wer war das eigentlich? Der Cliffhanger der griechischen Mythologie? Der Harald Juhnke unter den Titanenstämmigen? Immerhin war seine Leber genauso zerfressen. Wer das schon bescheuert findet, begibt sich bei Ridley Scotts neuem Film vielleicht besser nicht auf die Suche nach Sinnzusammenhängen. Prometheus, jener Titan, der einst den Menschen Form gab aus Lehm und Eigenschaften aus dem Tierischen, ist bei Scott der Name eines Raumschiffs. Mythologisch lose verankert auf der Suche nach den kreationistischen Ursprüngen des menschlichen Lebens und gestrandet auf einem Planeten voller Übel. Ebenfalls lose ist der Zusammenhang zu den Alien-Filmen, als deren Prequel Prometheus gehandelt wird. Aber er ist eben da und lockt die Zuschauer ins Kino.

Während nun Alien insbesondere im Kontext seiner Entstehungszeit ein ausgesprochen emanzipatorischer Film war ― was interessant ist, da diese Emanzipation in eine Welt des Schreckens eingebettet wird ―, ist es bei Prometheus die Sexualisierung, die das Geschehen bestimmt. Prometheus ist Porno. Bloße Fleischbeschau, Schrecken ohne Dramaturgie, Akteure ohne Seele, Dialoge ohne Sinn. Prometheus ist nicht feinsinnig, er deutet nicht an, ist nicht subtil. Er ist explizit, roh. Das Schreckliche im Film ist das Schreckliche am Film. Performativ elegant wird der Film damit zu seiner eigenen Metaebene und löst in seinen ZuschauerInnen aus, was er ihnen zeigt.

Blechschädel: Der Androide David ist die tiefgründigste Figur im Film und Michael Fassbenders Darstellung seiner fast schon den Gang ins Kino wert

Hier und da gibt es dann ein Aliententakel-Deepthroating zu sehen, dem ein oder anderen spritzt das fiese Aliensperma ins Gesicht, wieder andere müssen gleich ordentlich abschlucken, was der animierte Glibberpimmel zu bieten hat. Schön rein in den Rachen, aufs Gesicht, in die Augen, alles ist voll mit dem geilen Aliensaft in diesem Film. Selten wurde auf fremden Planeten tiefer in Rachen gefickt, härter erigiert, feuchter zugeschleimt und weiter abgespritzt.

Doch es ist nicht alles phallisch bei Scott. Es gibt auch eine lustwandelnde Monstervagina. Und wenn die nasse Fut dem Konstrukteur ihre geil umzahnte Klit ins Fickmaul rammt, fragt man sich, warum einen die selbst durchgeführte Alien-Abtreibung per Kaiserschnitt eigentlich noch kümmert. Ein sinnloser Effekt, der so lange Leute ins Kino lockt, bis sich einer traut, den fiesen Mörder auf der Leinwand beim Stichwundenficken zu zeigen.

Ein paar Dinge muss man Prometheus jedoch zugute halten: Er hat überhaupt keine Anschlussfehler! Das sind jene Filmmomente, die auf imdb.com und in diversen Filmforen ganze Seiten füllen. Jene merkwürdigen Szenen, die bei Tag beginnen und plötzlich im Dunkeln weitergehen. Auf die so mancher voll der Geilheit wartet, um sie zu entlarven und stolz geschwellt der restlichen geifernden Gemeinde kundzutun. Solche Momente bietet der Film nicht. Überhaupt ist er handwerklich perfekt umgesetzt, prachtvoll (!) ausgestattet und technisch über jeden Zweifel erhaben. Und eben darin liegen zwei Probleme.

Eisschädel: Charlize Theron in einem seltenen Moment subtilen Mimenspiels

Einerseits kann man dem Film keine Zufälligkeit unterstellen ― was Scott tut, geschieht absichtlich. Andererseits ist seine Art der Darstellung von Schrecken und Gewalt in ihrer Metaphorik, ihrer eindeutigen Uneindeutigkeit, ihrer einseitigen Explizitheit sowohl peinlich als letztendlich auch prüde. Prometheus ist eine Pornografiemetapher, fußt also selbst bereits auf etwas Metaphorischem und traut sich entsprechend selten Gefühle zu zeigen. Notwendigerweise kann er ebenso wenig welche erzeugen. Das Einzige was er erzeugt, sind Körperreaktionen. Nur, dass einem nicht die Hose zelten oder das Höschen baden geht.

Aber vielleicht geht es ja eben darum, und man tut Scott damit Unrecht. Vielleicht ist sein Film in seinem postmodernen oberflächlichen Spiel mit den Zeichen unserer Zeit die altmännische Kritik daran. Zeigt er in Alien noch Emanzipation als Ausweg aus einer Welt des Schreckens, zeigt er hier nun eine Welt des Schreckens ohne Ausweg, die nur noch Oberfläche ist. Sinnlos und leer. Und hoffentlich ist auch das wieder Absicht ― dann wäre der Film wieder irgendwie ganz gut. Auf einer Metaebene. Denn er ist und bleibt, schon weil einem alles und jeder egal ist, einfach scheißlangweilig.

Prometheus

USA 2012, 124 Minuten

Regie: Ridley Scott; Darsteller: Noomi Rapace, Michael Fassbender, Guy Pearce, Idris Elba, Logan Marshall-Green, Charlize Theron, Rafe Spall, Sean Harris

Kinostart: 9. August 2012


Ein Kommentar anzeigen

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.