Alles Zufall oder was?

„No purpose, sounds“ antwortete John Cage auf die Frage, wo denn die Absicht/die Idee hinter seiner experimentellen Musik läge

John Cage (Foto: Roger Gordy)

1955 entstanden, vermitteln die Werke des heutigen Abends den damaligen Geist des Aufbruchs, des Aufbegehrens gegen die traditionellen Musikvorstellungen. Der Gedanke aller Cages, Reichs und Boulez dieser Zeit: Anders wollte man sein, ja nicht mit herkömmlicher Ästhetik in Verbindung gebracht werden. Das war damals durchaus ernsthaft, heute hat es doch etwas Antiquiertes und Historisches.

Die Frage drängt sich auf, wo die Logik eines solchen Konzertes liegt. Das FZML versucht es, indem es Cages Ansatz, den Zufall über die Ästhetik entscheiden zu lassen, auf die Spitze treibt. Die Gäste des Abends bestimmen und beeinflussen durch Münzwürfe den Ablauf und die Anordnung des Konzertes. Ein Anything Goes, das viele Zuhörer in einer ermüdenden Beliebigkeit zurücklässt. Vom Zufall generierte Geräusche: viel Perkussives, Pfeifen, Zischen, Rufen, eine Zeitung wird zerrissen.

Der Raum des Neubaus der GfZK wird beliebig bespielt, klangliche Überlegungen für die Anordnung der Instrumente spielen keine Rolle, haben doch die Gäste des Abends durch Münzwurf die Zusammensetzung des Konzertes bestimmt.

Was ist wichtig, worum geht es heute? In der Anmoderation erläutert Sebastian Vaske detailliert die technischen Hintergründe der Zufallsmusik. Ästhetische Überlegungen sind dabei nicht vorgesehen. Wie auch: „no purpose, sounds“ enthält eine simple radikale Botschaft, welche die ersten Minuten die Aufmerksamkeit des Publikums fordert. Die Mitglieder des Leipziger Schlagzeug Ensembles haben sichtlich Freude daran, mal die ganze Pallette ihres Perkussions-Instrumentariums einsetzen zu können, vor allem die verschiedenen Pfeifen und Triller haben es ihnen angetan.

Es entsteht ein Konzert wie ein historischen Bild, ohne neuen Zusammenhang einfach nur so dahingestellt. Dieser Ansatz trägt den Konzertabend nicht, einige Zuhörer verlassen währenddessen den Raum, eine greifbare Nervosität hat das Publikum erfasst. Am Ende höflicher Applaus.

Zufalls-Kammermusikreihe II – No Purpose, Sounds

»26’1.1499’’ for a string player«* John Cage [1955]

»27’10.554’’ for a percussionist« John Cage [1956]


* enthält

»1’51/2’’ for a string player«

»1’1/2’’ for a string player«

»1’18’’ for a string player«

»1’14’’ for a string player«

14. September 2012, Galerie für Zeitgenössische Kunst


Kommentar hinterlassen

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.