Vom Suchen und Finden der Freundschaft

Heike Hennig überzeugt mit „Die Geschichte vom Onkelchen“ nicht nur die kleinen Gäste

Fotos: Frank Schletter

Das Onkelchen ist allein, tagein tagaus. Am Morgen putzt er sich die Zähne und rasiert sich, am Abend macht er sein Bett zum Schlafen bereit. Trist kommen ihm seine Tage vor und so beschließt er, sich einen Freund zu suchen. Die Geschichte vom Onkelchen, welche momentan im Theater der Jungen Welt zu sehen ist, erzählt von der Einsamkeit und dem Finden von Freundschaft. Im Rahmen der Reihe „Klassiker für Kinder“ können kleine und große Theaterfreunde das liebevoll inszenierte Stück sehen und gemeinsam mit dem Onkelchen (Elisabeth Fues) auf Reisen gehen.

Die kleine Gestalt mit Hosenträgern und roten Pantoffeln in ihrem viel zu großen Mantel betritt die Bühne und sofort sind alle Kinderaugen auf sie gerichtet. Dann legt sie den Mantel ab und setzt sich Teewasser auf. Zwei Tassen stehen auf dem Schränkchen obwohl das Onkelchen ganz allein ist. Also stößt es mit sich selbst an und trinkt beide Tassen leer. Begleitet wird dieses Szenario von der Musikerin Franziska Klimpel, die alle Handlungen des Stückes mit Akkordeon und Blockflöte musikalisch hinterlegt, und so viel Leben auf die Bühne bringt.

Geht die Handlung in den ersten Minuten etwas schleppend voran, so dauert es nicht lange, bis sich das Stück wieder fasst und den kleinen Zuschauern viel Freunde bereitet. Das Onkelchen nämlich sucht einen Freund, und das sollen ruhig alle wissen. Also behängt er die Bühnenwände mit Zetteln, auf denen sein Wunsch nach einem Freund zu lesen ist.

Die kleine Bühne des Theaters der Jungen Welt ist an diesem vorweihnachtlichen Sonntagnachmittag vor allem mit dem Lachen der Kinder gefüllt, die die Inszenierung (Regie: Heike Henning) zahlreich verfolgen. Da Die Geschichte vom Onkelchen bereits für Kinder ab vier Jahren konzipiert ist, wird auf viele Worte verzichtet. Stattdessen ergibt sich die Handlung aus dem Gesehen und es wird viel getanzt. Das wortkarge Stück macht es den Kleinen leichter, der 50-minütigen Handlung zu folgen und da sich auf der Bühne viel und gern bewegt wird, fühlen sich auch die Kinder nicht zum stillen Dasitzen gezwungen. Vielmehr tauschen sie sich über den Inhalt der Geschichte aus, die vielen von ihnen offensichtlich nicht unbekannt ist, und zappeln gern herum. Die große Leistung der Inszenierung ist es deshalb nicht nur, eine Geschichte zu erzählen, der auch die Kleineren folgen können, sondern den Kindern ein Theatererlebnis zu bescheren, bei dem sie sich wohlfühlen und nicht nur still dasitzen müssen.

Nachdem das Onkelchen die Suche nach einem Freund fast schon aufgegeben hat, betritt plötzlich ein Hund die Bühne. Diesen Hund, gespielt von Killian Köhler, mag man fast schon als Attraktion des Stückes bezeichnen. Köhler nämlich ist nicht einfach ein Schauspieler, sondern ein Breakdancer, der mit seiner getanzten Darstellung des Hundes viel Leben und Bewegung in das Stück bringt, und die kleinen Zuschauer mit seinen akrobatischen Breakdance-Einlagen sehr beeindruckt. Durch die Konstellation der Figuren – dem ruhigen, gesetzten Onkelchen und dem wilden Hund – entsteht eine gute Mischung, die der Geschichte den nötigen Pepp verleiht, ohne ihr Feingefühl zu rauben.

Aber da, wo Freundschaft ist, kommt es auch zu Konflikten. Und so passiert es ausgerechnet zur Weihnachtszeit, dass ein kleines Mädchen auftaucht (gespielt von der Musikerin Franziska Klimpel), und der Hund sich nur noch für sie interessiert. Die Zuschauer fiebern mit und bringen ihr Mitgefühl für das traurige Onkelchen gern zum Ausdruck. Doch wie könnte es anders sein: letztlich wird alles gut, die drei sind glücklich vereint und die Kinder freuen sich.

Die Geschichte vom Onkelchen, basierend auf einem schwedischen Kinderbuch von Barbro Lindgren, vereint zartes, subtiles Schauspiel mit einer rasanten Choreographie und Livemusik, und wird so zu einem Theatererlebnis für Groß und Klein. Mit einer einfühlsamen Geschichte über Freundschaft und Glück erreicht Henning die Kinder und es gelingt ihr zugleich, deren Aufmerksamkeit zu erlangen und sie zu fesseln. Da lohnt sich vor allem in der Vorweihnachtszeit der Weg auf ins Theater für alle!

Die Geschichte vom Onkelchen

Regie: Heike Hennig

Mit: Elisabeth Fues, Killian Köhler, Franziska Klimpel

Premiere: 25. November 2012, Kleine Bühne des Theaters der Jungen Welt


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