Wagner eingedampft

Jasmin Solfaghari inszeniert an der Musikalischen Komödie den „Ring des Nibelungen“ für Kinder – und scheitert

James Allen Smith als Siegfried (Fotos: Tom Schulze)

Regisseurin Jasmin Solfaghari scheitert an dem Versuch, Wagners Ring von sechzehn auf anderthalb Stunden in eine kinderfreundliche Version einzudampfen. In siebzehn Kapiteln jagt der für die Bayreuther Festspiele von Hartmut Keil und Maximilian von Mayenburg eingerichtete Kinder-Ring durch Wagners Musiktheaterkosmos.

Innerhalb der Kapitel ist größtenteils auch originaler Gesang und Musik zu vernehmen, verbunden werden die Kapitel durch erläuternde, überleitende Texte. Zum Teil ist das ein kaum zu ertragender Neusprech. Doch was haben die Kinder wohl empfunden in ihrem Ring? Schon bei der ersten Szene Stirnrunzeln. Die schön anzusehenden Rheintöchter verlieren das Rheingold an den bösen Alberich. Dass die wirbelnden und sich aufblähenden Stoffe Metaphern für den Rhein sind, muss man ihnen flüsternd erklären. Die Sprachverständlichkeit der Sängerinnen und Sänger geht gegen Null, langsam kommt man mit dem Erklärungsversuchen an eine natürliche Grenze, außerdem macht sich noch Unmut im (betagten) Publikum breit, darüber, dass man versucht den Kindern ihren Ring zu erklären.

Wer hatte denn die Idee, die Premiere für den Ring für Kinder auf eine Abendveranstaltung zu setzen und die Veranstaltung offensichtlich noch im normalen Premierenabo zu platzieren? Die Kinder haben es wirklich schwer heute: Die Sänger sind nicht, bis kaum zu verstehen, die Bühne zu beobachten ist schwierig, da den Blick die Erwachsenen versperren, die wohl mit 95 Prozent der Zuschauer eine Mehrheit bilden. Da hilft auch nicht die verordnete Albernheit für Wagners Götter.

Die Musiker der Musikalischen Komödie schlagen sich wacker in den Tiefen der Wagnerschen Partitur. Die Qualität, den Ring musikalisch zum Fliegen zu bringen, hat das Orchester natürlich nicht, doch dieser Kompromiss ist verzeihlich. Es sollte doch darum gehen Kindern, „ab Grundschulalter aufwärts“ (Jasmin Solfaghari im Interview in der Leipziger Volkszeitung) an Wagners Hauptwerk heranzuführen. Weshalb man nicht wenigstens auf eine gute Sprachverständlichkeit wert legt, wenn man Kinder erreichen will, ist ein Ärgernis. Was bleibt nun von dem Theaterabend? „Auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht, und kinderkompatibel etwa so: Es gibt einen Ring, jeder will ihn, und keiner kriegt ihn“, sagt Solfaghari auf die Frage nach der Story des Rings. Am Ende bleibt wirklich leider nur das, und das ist zu wenig für eine Produktion der Oper Leipzig mit ihren über 600 festen Mitarbeitern.

Der Ring für Kinder

Musikalische Leitung: Stefan Diederich
Inszenierung: Jasmin Solfaghari
Bühne: Frank Schmutzler / Jasmin Solfaghari

Josefine Weber, Ruth Ingeborg Ohlmann, Mirjam Neururer, Claudia Schütze, Carolin Masur, James Allen Smith, Andreas Rainer, Kostadin Arguirov, Milko Milev, Stefan Klemm, Tobias Pfülb, Folker Herterich
Orchester der Musikalischen Komödie

Musikalischen Komödie, 19. Januar 2013

Was uns fehlt, lockt uns an. Jasmin Solfaghari hat für die Musikalische Komödie einen Wohlfühlwagner für die ganze Familie inszeniert. Darf man das? Man darf! (Carmen Orschinski)
Die Regisseurin über ihre Inszenierung, Artikel auf kreuzer online

Ein Kommentar anzeigen

  1. Schade Herr Kühn das sie nicht mehr Kind genug sind um diese wunderbare Aufführung zu verstehn.Meinen Kindern(2),8 und 11 Jahre hat es ausgezeichnet gefallen.Auch finde ich die Besetzung wunderbar,und ja man versteht beim Gesang nicht immer alles,aber haben sie schon mal bei einem großen Ring jedes Wort verstand?Ich denke nicht.Für uns war es ein wunderbares Erlebnis.Sein sie Gegrüßt und versuchen sie es mehr aus der Sicht der Kinder zu sehen.

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