Sorgenkind Tanz

Das Lofft diskutiert mit Gästen aus dem Fachbereich Tanztheater über die Zukunft des Tanzes in Sachsen. Trotz der eher mäßigen aktuellen Situation bleibt doch ein Quäntchen Optimismus

Fotos: Lofft

Wie ist es bestellt um den Tanz in Sachen? Welche Perspektiven gibt es, was ist zu erwarten von der sächsischen Tanzszene? Fragen, auf die es in der Podiumsdiskussion „Tanz in Sachsen“ im Lofft Antworten geben soll. Dazu lädt das Haus Ende Januar ein, und hat sich fachkundige Gäste geladen. Neben Dirk Förster, dem Geschäftsführer des Lofft sind das außerdem Judith Jaeger vom Nationales Performance Netz (NPN), Dieter Jaenicke, künstlerischer Leiter des Europäischen Zentrums der Künste Dresden (Hellerau), Michael Freundt vom Dachverband Tanz Deutschland und Elene Polzer vom freien Kulturbüro ehrliche arbeit. In dieser gut gemischten Runde treffen verschiedene Meinungen und Ideen aufeinander, und bilden so einen guten Nährboden für angeregte Diskussionen.

Ausgangspunkt des Treffens ist die Entscheidung des NPN, Sachsen im Jahr 2013 zur sogenannten Impulsregion für Tanz zu machen. Das bedeutet konkret: Veranstalter aus Sachsen, sowie Veranstalter anderer Bundesländer, die Künstler oder Gruppen aus Sachsen zu einem Gastspiel einladen, können im Rahmen der Impulsförderung Tanz 50% der Gastspielkosten erstattet bekommen. Die Impulsförderung wird jedes Jahr an ein anderes Bundeland vergeben, und ist nicht unbedingt eine Auszeichnung. Vielmehr sollen Regionen, in denen eine Tanzszene weniger stark ausgeprägt ist, gefördert und gestärkt werden. Klingt zumindest nach einer echten Chance für den Freistaat.

Schnell werden in der Podiumsdiskussion die Problemfelder klar, mit denen sich die Tanzszene konfrontiert sieht. Es mangelt an Vernetzung, an Zielpublikum und – wie sollte es anders sein – am lieben Geld. Dennoch werden jährlich eine Vielzahl von Stücken auf den Markt geschossen, für die es nicht nur an Förderung, sondern immer mehr auch an Publikum fehlt. Und so kommt auch die Verwertung zu kurz. Eine Lösung wäre die Kooperation verschiedener Choreographen und Tanzgruppen, die sich in Verbänden o.ä. gruppieren könnten, darin sind sich die Gesprächspartner einig. Denn eine Gruppierung, so die Überlegung weiter, könnte stärker in die Kulturpolitik und damit Förderung eingreifen und sich allgemein besser vernetzen. Dass aber gerade Vernetzung innerhalb eines Bundeslandes schwierig ist, macht Dirk Förster klar. Denn es werden vor allem landesübergreifende Projekte gefördert, Kooperationen zwischen verschiedenen Häusern oder Gruppen in Sachsen stehen da meist hinten an. Da kann auch die Impulsförderung des NPN nicht helfen.

Hochburgen für Tanz sind eher rar in Sachsen. Neben Leipzig, in dem nicht nur ein hochkarätiges Ballet Zuhause ist, sondern mit dem Lofft auch eine der wichtigsten Produktionsstätten für zeitgenössischen Tanz in Mitteldeutschland ansässig ist, bleibt nur noch Dresden zu nennen. Und auch dort gibt es viel zu bieten: das Europäisches Zentrum der Künste Hellerau, das Ballett der Semperoper und nicht zuletzt die Palucca Hochschule für Tanz, die regelmäßig erstklassig ausgebildete Tänzerinnen und Tänzer in die Welt entlässt. Doch damit sind auch schon alle relevanten, großen Orte für Tanz in Sachsen genannt. Das Problem ist vor allem eines der Wahrnehmung. Spiele man nicht gerade in der hohen Liga mit, so habe man Probleme, in der Öffentlichkeit überhaupt als Künstler wahrgenommen zu werden, wie Dirk Förster anmerkt.

Und so werden in der Runde in mehr als 90 Minuten Probleme aufgezeigt, die Situation zum Tanz in Sachsen skizziert und versucht, Perspektiven aufzumachen. Zentral scheinen dabei die schon angesprochene, stärkere Vernetzung, eine bessere Berücksichtigung der Publikumsentwicklung und die Offenheit gegenüber neuen Formaten.

Diese jedoch sind nicht befriedigend genug, decken sie doch die Vielzahl der Problemfelder kaum ab. Aber wie sollte es auch anders sein? Hätte jemand eine Lösung, dann sähe es mit dem Tanz in Sachsen ja sicher schon ganz anders aus. Und vielleicht hat Dieter Jaenicke ja auch Recht, wenn er meint, dass auch im Tanztheater alle Entwicklungen längerfristig betrachtet werden müssen. Er zumindest sieht Sachsen in Sachen Tanz in zehn Jahren weit oben. Trotz aufkommender Schwermut bleibt so doch ein bisschen Optimismus. Und vielleicht ist es gerade das, was die Szene braucht.

Tanz in Sachsen

Künstlerberatung und Podiumsdiskussion

Podiumsteilnehmer:

Judith Jaeger, Nationales Performance Netz, München

Dirk Förster (Lofft)

Dieter Jaenicke (Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste)

Elena Polzer (Kulturbüro „ehrliche arbeit“)

Michael Freundt (Dachverband Tanz Deutschland)

Moderation: Sebastian Göschel (Presse und Kommunikation, Lofft, Leipzig)

Lofft, 31. Januar 2013

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