Ganz ohne öffentliche Hand: Jugendkultur in New York

Young People’s Chorus of New York City: Einsatz für die Kinder der Weltstadt des Glamours und des Konsums

Fotos: Stephanie Berger

Das muss man eigentlich nicht sagen, dass in New York alles größer, schillernder und lauter als anderswo auf der Welt ist. Dass New York allerdings seit 25 Jahren einen eigenen Kinder-und Jugendchor hat der groß – über 1.000 Sängerinnen und Sänger, der schillernd – alle Nationalitäten dieser Stadt umfassend und natürlich auch laut ist, kommt erst einmal überraschend. Soviel Einsatz für die Kinder der Weltstadt des Glamours und des Konsums. Francisko J. Núñez, der Gründer des Chores und heutige künstlerische Leiter, wird von den Dirigentinnen Elizabeth Núñez und Sophia Miller unterstützt. Gemeinsam mit einem für deutsche Verhältnisse riesigen Team lenken sie die künstlerische und programmatische Entwicklung des ungewöhnlichen Klangkörpers, den administrativen Teil des Chores bilden zusätzliche zehn Leute. Längst bestehen Kooperationen zu Chören in der ganzen Welt, multikulturelle Projekte bauen Brücken in andere Kulturen und Gesellschaften dieser Welt und in die Mikrokosmen der in New York lebenden multiethnischen Gesellschaft.

Diese Erfolgsstory hat längst ihren eigenen Sog entwickelt. Die heutige Gala wird präsentiert von niemand geringeren als Renée Fleming, Special Guests sind die Sängerin und Broadway-Größe Capathia Jenkins, das Antonio Ciacca Trio, die Stephen Petronio Company und die junge Songwriterin Kate Davis. Schirmherr ist der Präsident von Coca-Cola Amerika, Steven A. Cahillane, ja auch das gehört in Amerika dazu: Die sogenannte öffentliche Hand braucht man in solchen Bereichen gar nicht zu bemühen, weil sie schlichtweg nicht existiert. Dass es weitgehend ohne öffentliche Unterstützung funktioniert, zeigt neben vielen anderen kulturellen Institutionen in New York auch der YPC.

Der YPC ist in sechs Abteilungen aufgeteilt und umfasst cirka 400 Mitglieder. Verstärkt wird der Chor durch die sogenannten Satellite Schools, im Schuljahr 2012/13 insgesamt zehn Schulen über ganz New York verteilt, welche in das Education Program des YPCs integriert werden. So entsteht die riesige Zahl von über 1000 Sängerinnen und Sängern. Die Schulen des Satellit School Programs sind heute auch alle anwesend und unterstützen das Konzert in den letzten Nummern. Da erheben sich plötzlich Hunderte von Kindern aus dem hinteren Parkett und von den Rängen und strömen singend auf die Bühne zu, um die festen Mitglieder des YPC zu unterstützen.

Wie dafür gemacht ist der riesige Saal der Carnegie Hall. Das Programm ist, wie sollte es anders sein, sehr sehr amerikanisch. Georg Friedrich Händel hat es ins Programm geschafft, auch John Lennon und Paul Mc Cartney sind vom alten Kontinent. Weitere Kompositionen von Morgan Lewis, Charles Trenet, Bob Marley, Aaron Copland und vieler anderer werden abwechselnd von den verschiedenen Abteilungen des YPC präsentiert. In einer spannenden ineinander übergehenden Choreographie von Jaqueline Bird werden auch die neuen Werke von Antonio Ciacca und Son Lux präsentiert. Ständig wechselnde Kostüme, Regenschirme bei „Singin´ in the Rain“ hier fehlt es an gar nichts und das Publikum ist begeistert. Höhepunkt die Nummer „Footloose“ von Kenny Loggins, präsentiert von den kleinsten Abteilung des Chores, Prelude genannt. Die kleinen Zwerge steppen und mimen, was das Zeug hält.

Die intelligente Dramaturgie den YPC abwechselnd mit den Special Guests zu verstärken geht voll auf, die Kleinen fühlen sich angestachelt, anderseits auch richtig ernst genommen von den Stars. The New York Pops, das Orchester des heutigen Abends, hat das Geschehen über das gesamte Programm immer gestaltend in der Hand. Die Qualität des YPC ist durchgehend überragend, mit sehr hoher Musikalität werden die vielen Stellen gemeistert, wo aufgrund der Choreografie der Kontakt zum Dirigenten verloren geht. Mehrstimmige komplexe Passagen sind sehr transparent, die Intensität nimmt mit dem Lebensalter der Sängerinnen und Sänger zu. Klar, das sich die Sieben- bis Neunjährigen an den riesigen Saal der Carnegie Hall erst einmal gewöhnen müssen.

Das Gala-Programm geht ohne Pause über die Bühne, krönender Anschluss die Zugabe: Renée Fläming zuerst alleine, dann im Konzert mit dem YPC mit „You never walk allone“. Ein schöner Abschluss, welcher die in der Moderation transportierte Botschaft, was Musik für die Menschen und jeden Einzelnen leisten kann nochmals auf den Punkt bringt.

25th Anniversary Benefit and Concert at Carnegie Hall

Young People´s Chorus of New York City (YPC)

11. Februar 2013, Carnegie Hall, Isaac Stern Auditorium / Ronald O. Perelman Stage


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