Die Hoffnung stirbt zuletzt

„Der große Gatsby“ von Baz Luhrmann ist mehr als eine faszinierende Reise in die Goldenen Zwanziger

Carey Mulligan und Leonardo DiCaprio in „Der große Gatsby“ (Fotos: Warner Bros.)

In seinem strahlenden, neuen Meisterwerk Der große Gatsby, das auf dem gleichnamigen Roman von Francis Scott Fitzgerald basiert, entführt Baz Luhrman die Zuschauer in die Goldenen Zwanziger. Schnell wird klar: Es geht um Hoffnungen und Träume, die harte Realität und den Zauber dieses schillernden Zeitalters.

„Mein Leben muss so sein … es muss immer aufwärts gehen.“ (Jay Gatsby)

Immer begleitet vom Erzähler Nick Carraway (Tobey Maguire), der seine Erlebnisse in seinem Roman „Gatsby“ niederschreibt, taucht man ein in eine bunte Welt ― geschmückt mit Perlen, Federn und einer goldenen Fassade. Die Börse erlebt einen Höhenflug, und mitten unter den Neureichen findet sich der einst vom Traum Schriftsteller zu werden geleitete Nick wieder, der dank seines Erfolgs an der Wall Street ein Haus in East Egg, dem Neureichenbezirk von Long Island, kaufen kann. Jenseits des Hudson Rivers, in einer Villa, lebt seine Cousine Daisy (Carrey Mulligan), die mit dem ehemaligen Sportler Tom Buchanan (Joel Edgerton) verheiratet ist, zusammen mit der Profi-Golferin und Freundin Daisys, Jordan Baker (Elizabeth Debicki). Doch schon sehr früh beginnt die Fassade der für Nick zunächst perfekt wirkenden Gesellschaft zu bröckeln. Tom hat eine Affäre mit Myrtle Wilson (Isla Fisher), die nur wenige Minuten entfernt in Ash Valley lebt, einer Einöde um eine Kohlegrube zwischen Vorort und Zentrum.

Es gibt ein Leben nach „Spider-Man“: Tobey Maguire als Nick Carraway

In unmittelbarer Nähe zu Nicks neu erworbenem Heim in East Egg steht noch eine andere Villa, deren Äußeres an einen Palast erinnert. Bewohnt wird sie von einem Mann, um den sich die wildesten Gerüchte ranken, Jay Gatsby (Leonardo DiCaprio). Während er die glamourösesten Feiern ausrichtet, hält sich Gatsby selbst immer im Verborgenen. Als Nick eines Tages aufgrund einer von Jay persönlich unterzeichneten Einladung ebenfalls zu einer der Partys erscheint, geraten die Ereignisse ins Rollen. Schon bald erfährt er am eigenen Leib, dass mehr hinter Gatsbys Imperium und dem glamourösen Schein steckt: Jay ist in Nicks Cousine Daisy verliebt. Dieser ist fest entschlossen, die Vergangenheit und mit ihr seine Liebe zu Daisy wieder aufleben zu lassen, und erzählt Nick seine Geschichte. Er habe den Palast gekauft, um ihr nahe zu sein und die Partys veranstaltet in der Hoffnung, sie würde eines Tages dort erscheinen. Als Daisy tatsächlich erscheint, hat das fatale Folgen für alle Beteiligten.

„Gatsby, der so außergewöhnlich hoffnungsvoll war, wie ich es bei noch niemandem erlebt hatte und sicher auch nie wieder erleben werde.“ (Nick Carraway)

Baz Luhrmanns Verfilmung lässt of vergessen, dass die Geschichte um Nick, Gatsby und Daisy nur Fiktion ist ― so sehr wird man vom Geschehen mitgerissen. Die musikalische Untermalung, die dazu beiträgt, lehnt sich teils an die Musik der zwanziger Jahre an. Hauptsächlich dominieren jedoch moderne Stücke, wie das von Florence And The Machine eigens für den Film komponierte „Over The Love“ oder Lana Del Rays „Young And Beautiful“. Meist wird die Musik nahtlos ins Filmgeschehen eingebunden und langsam aufgebaut, oder es wird zur Originalmelodie umgeschwenkt. Der Soundtrack zum Film ist schon seit dem 7. Mai auf dem Markt.

Typisch Luhrmann: An Glitter und Pomp hat der Regisseur wie immer nicht gespart

Der Film überzeugt vor allem durch das detaillierte Kostümdesign, geleitet von Catherina Martin. Bekannte Designer versorgten das Set mit insgesamt mehr als 1200 Kostümen. Gedreht wurde jedoch wider aller Erwartungen nicht in New York, sondern in Sydney und den Fox Studios. Die typischen Schauplätze wie etwa die Straßen von Manhattan, die Gärten und Villen der oberen Zehntausend auf Long Island sowie das Aschetal zwischen dem Vorort und der City wurden detailgetreu nachgebaut.

Der große Gatsby ist eine faszinierende Reise in eine Welt des diamantenen, mit Perlen besetzten Scheins der zwanziger Jahre inklusive Intrigen und Verrat, und doch steckt so viel mehr dahinter. Die schimmernde Welt, die Gatsby für sich und Daisy aufgebaut hat ― ein Symbol seiner Hoffnung. Wie das grüne Licht im Nebel, am anderen Ende des Hudson River. So nah und doch so fern, dass er es beinahe greifen konnte. Hinter all den aufwändig designten Kostümen, den wunderschönen Effekten inklusive 3D steckt eine tiefe Botschaft. Ein jeder von uns hat diesen einen Traum in seinem Leben, an dem er mit aller Kraft hängt. Es ist die Hoffnung, der grüne Schein in der Ferne, der ihn am Leben erhält. Und in dieser Hinsicht tragen wir alle ein Stück von Jay Gatsby in uns; die Träumer. Denn bekanntlich ist es ja die Hoffnung, die zuletzt stirbt.

Der große Gatsby

Australien/USA 2013, 142 Minuten

Regie: Baz Luhrmann; Darsteller: Leonardo DiCaprio, Carey Mulligan, Joel Edgerton, Isla Fisher, Tobey Maguire

Kinostart: 16. Mai 2012


Ein Kommentar anzeigen

  1. Im Artikel werden East und West Egg vertauscht.

    Die Neureichen wohnen in West Egg (so auch Nick und Gatsby).

    Reiche mit Familientradition finden sich in East Egg (Die Buchanans).

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