Wer hat Angst vor Rot und Blau?

Es rappelt in der Kiste: Zwei Monster, MC Sonne, ein buntstrumpfiger Musiker und die Frage: Geht die Nacht oder kommt der Tag? – „Zwei Monster“ im TdjW

Fotos: Frank Schletter

Was sich nicht alles Monster schimpft, heutzutage: Eine Jobbörse, verschiedene Kinofilme, ein Energydrink, eine Band, ein Label, ein Joghurt, eine Radiosendung …

Da ist es wohl kaum verwunderlich, dass sich der Großteil der Kinder im Stück Zwei Monster offen dazu bekannte: Wir haben keine Angst vor euch! Wovor auch? Die Zeiten in denen Monster als pädagogische Maßnahme herhalten mussten, sind vorbei. Sie haben sich emanzipiert, die kleinen und großen, grünen, buckligen, haarigen, nackigen, zerrupften, bösartigen Fabelwesen, die in den Untiefen irgendwelcher schwarzer Tropfsteinhöhlen hausen und ihr Leben im Dunkeln fristen.

Zum Glück!

Monster sind nicht erst seit dem Kinofilm Monster AG ein echter Kassenschlager.

In diese AG reihen sich unzählige Vor- und Nachfahren ein, allen voran natürlich das berühmte Krümelmonster der Sesamstraße, Shrek, alle Arten von Pokémon, Hulk, King Kong, das fliegende Spaghettimonster und viele mehr. Letzteres hat sich eingeschlichen und hier eigentlich nichts zu suchen.

Manche kennen vielleicht das Bilderbuch Two Monsters vom englischen Autor David Mc Keen. Was viele aber bestimmt noch nicht wussten: Diese zwei Monster – ein rotes und ein blaues – wohnen seit Samstag den 9. November in unserer Stadt. Wo? Genau! Auf der kleinen Bühne des Theater der Jungen Welt in der Demmeringstraße 22 und zwar am Hang des großen Kistenberges. Rot ist tapfer und wohnt auf der einen Seite, Blau ist mutig und wohnt auf der anderen; auf der Spitze des Berges wächst eine grüne Tanne (rot+blau=?).

Aber was machen Monster eigentlich so den lieben langen Tag? Spielen? Süßigkeiten naschen? „Gymnastik“ wie MC Sonne behauptete? Die Kinder meinten es zu wissen: „Aschrecken, Aschrecken“! Und die zwei Monster stimmen musikalisch mit ein: „Wir sind stark, wir sind gefährlich, Monster sein ist herrlich!“

Rot und Blau üben, wie es sich am besten streitet und denken sich dabei unzählige fabelhafte Schimpfwörter aus, wie „Erbsenhirn“ und „Käseklops“, machen mit Musiker Arne und Herrn Sonne („Die Schönheit in Person“) etwas schräge Musik. Der eine isst blaue Gummischlümpfe, der andere spielt mit Juri, dem ersten Schwein im Weltall, Werfen, Stinksockenschleudern oder ähnliches und lassen Eisenbahnen durch den Kistenberg rattern. Es gibt eigentlich nur eine Sache, in der sie sich einig sind: „Bergsteigeralarm!“ Wandernde Eindringlinge haben an den Hängen des sandgelben Kistenberges nichts zu suchen.

Völlig uneinig sind sie sich darin, ob der Tag nun geht oder die Nacht kommt und umgekehrt: Geht die Nacht oder kommt der Tag? Solche Fragen können schon mal dazu führen, dass im Eifer des Streits ein paar Brocken rollen und der Berg von Vorurteilen mächtig ins Wanken gerät.

Die Inszenierung steckt voll kleiner Überraschungen und hält auch für die Großen so einige Denkanstöße bereit: Es hat natürlich so seine Vorteile immer auf der eigenen Seite des Hanges zu bleiben und es birgt Gefahren, sie zu verlassen. Es könnte ja einer kommen, und alles in Beschlag nehmen oder kaputt machen, während man zu lange weg ist. Der Vorteil ist: Man kann auf seinen Ansichten beharren, weil man sich nicht vom Gegenteil überzeugen muss.

Da wohnen zwei auf ein und demselben Berg und halten es nicht für nötig, einmal zu sehen, wie der andere lebt. Da werden ganze Tunnel durch den Berg gebaut und Dinge über den Berg geworfen, aber keiner geht einfach Mal zum anderen hin um zu sehen, was da so los ist, wie der lebt, was der isst, was der so tut den lieben langen Tag. Dabei würde sich das ungemein lohnen! Es gibt so viel zu staunen.

Braucht man erst einen gemeinsamen Feind, um sich näher zu kommen?

Aber keiner soll leer ausgehen: Wer Angst und Schrecken vermisst, dem bleiben die Kostüme in echter Monstermanier. Sie lösten tatsächlich einen kurzen Moment des Schreckens aus. Glücklicherweise werden sie vom zauberhaften Bühnenbild gerettet. Monster müssen ja zum Glück nicht schön aussehen. Immerhin in Fragen der häuslichen Einrichtung beweisen sie guten Geschmack!

Ob sich das Streiten wirklich lohnt und was am Ende dabei herauskommen kann? Regisseur Karsten Dahlem hat das mit Martin Klemm (Blau), Sven Reese (Rot), Reinhart Reimann (Sonne) und Arne Donadell (Musik) in Zwei Monster von Getrud Pigor für euch mal ausprobiert. Und wie ist das denn nun: Geht der Tag oder kommt die Nacht?

Schauts euch an, „Käseklopse“, und bringt eure Freunde, Geschwister, Eltern und Erzieher mit. Eben alle, mit denen man Streiten kann.

Wieder: Altersuneingeschränkt empfehlenswert!

P.S.: Liebes TdjW, für dieses Stück sollte es Karten geben, die zum zweifachen Besuch berechtigen! Ich bin zum Streiten darüber bereit.

Zwei Monster – Theater der Jungen Welt

Regie: Karsten Dahlem

Ausstattung: Justyna Jaszczuk

Dramaturgie: Winnie Karnofka

Besetzung: Arne Donadell, Martin Klemm, Sven Reese, Reinhart Reimann

Premiere: 9. November 2013


Kommentar hinterlassen

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.