Sehr schwierige Übungen

In Friederike Mayröckers neuem Prosaband „études“ stellt die Autorin ihre Leser vor neue Herausforderungen

Die Leser von Friederike Mayröcker sind einiges gewöhnt. Undurchsichtige, assoziative Sprachteppiche, bei denen eins ans andere angeknüpft wird und oftmals kein Ende abzusehen ist. Zuerst einmal erinnert Mayröckers neuestes Buch études rein formal am ehesten an ihren Prosaband Paloma, der 2008 erschien. Paloma bestand aus diversen Briefen, die Mayröcker allesamt mit dem Adressaten „lieber Freund“ versah. Ob damit nun der Leser direkt gemeint war oder sich literarisches und reales Leben hier radikal kreuzten, das machte den Kniff und den Reiz der Lektüre vor fünf Jahren aus. Doch wo Paloma strukturell so eingängig daherkam, macht es einem die Grande Dame der Wiener Literaturszene in études so richtig schwer und das will einiges heißen. So rückt der pure Dingfetischismus in den maximal zwei Seiten langen Texten dieses Bandes eindeutig in den Vordergrund: Steine, Tiere, Blumen, Künstler (Cy Twombly, Man Ray), Dichter (Jean Genet und Francis Ponge), all das beschwört die Autorin immer wieder und erhebt es in den Stand der Dinge, die einem eben so viel zu sagen haben wie unsere Mitmenschen.

Nun wird im Lauf des Buches aber auch immer wieder der Übungscharakter der „Fetzchen“ (so nennt die Autorin laut Klappentext die in diesem Band versammelten, prosagedichtartigen Texte) betont. Das hat durchaus seine Richtigkeit, da das Buch nur nach und nach seine Form so richtig anzunehmen versteht, was die sowieso schon ausgesprochen sperrige Lektüre nur noch schwieriger gestaltet. Der hohe Schwierigkeitsgrad mindert aber nicht die gewohnt hohen Qualität und die sinnliche Dichte, die hier geliefert wird. Es gilt zu beachten, dass die Autorin in den études auf formaler Ebene neue Wege begeht. Das ist bei einer seit 50 Jahre währenden hohen Publikationsdichte und mit fast 90 Jahren ein starkes Stück.

Friederike Mayröcker: études

Suhrkamp

Berlin 2013

192 S. – 19,95 Euro


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