Einblicke in die unheimliche Arbeitswelt

Jürgen Zielinski zeigt in „Die Grönholm-Methode“ im Theater der Jungen Welt die Abgründe des Bewerbermarktes

Foto: Tom Schulze

Vier Bewerber, eine freie, begehrte Stelle und die klare Ansage: „Einer von euch ist kein Bewerber, sondern einer von uns. Findet heraus, wer es ist.“ Und schon können die Spiele beginnen. Dass diese Spiele eher unschön sind, weil schnell die Ellenbogen ausgefahren werden, ist vorhersehbar. In seiner Inszenierung Die Grönholm-Methode geht Regisseur Jürgen Zielinski noch einen Schritt weiter. Auf der kleinen Bühne des Theater der Jungen Welt zeigt er anderthalb Stunden lang die Absurditäten und Perversionen eines Bewerbermarktes, der durch seinen Nachfrageüberhang mit dem Bewerber machen kann, was er will.

Schon zu Beginn der Vorstellung werden vor den Zuschauertribünen schwarze Vorhänge aus Gaze heruntergelassen, die die Sicht des Zuschauers nicht behindern, ihn aber zum heimlichen Beobachter machen. Diese Vorhänge werden von den vier Darstellern als Wand bespielt. Hier finden sie Ruhe, um beispielsweise zu telefonieren oder sich ihre nächsten taktischen Schritte durch den Kopf gehen zu lassen.

Denn Taktik wird bei diesem ungewöhnlichen Auswahlverfahren für Bewerber ganz groß geschrieben. Regelmäßig gibt eine Box an der Wand Briefe frei. Mal stehen Aufgaben darin, die alle betreffen, dann wieder richtet sich ein Brief an einen Bewerber allein. Was darin steht, erfahren die anderen nicht, aber stets werden sie auf falsche Fährten gelockt. Mit einem überraschenden Ende.

Zielinski inszeniert Die Grönholm-Methode nach dem Stück des katalanischen Autors Jordi Galceran, welches vom Spanischen in viele Sprachen übersetzt wurde. Der Erfolg des Stückes rührt nicht zuletzt von der Aktualität des Themas und dem kritischen Blick auf die Mechanismen des Arbeitsmarktes. Zynisch, übersteigert aber durchaus treffend rechnet das Stück mit Unternehmen ab, die den Bewerber bis auf das letzte zu durchleuchten versuchen. So entsteht ein Kampf zwischen den Bewerbern, der alle zwingt, die Masken abzulegen, die man sich nicht selten für Bewerbungsgespräche aufsetzt. Authentische Reaktionen soll die Methode hervorrufen, um die geeignete Person für die Stelle zu finden. Doch dabei tun sich Abgründe auf, die erschüttern und nachdenklich machen.

Die Grönholm-Methode

Regie: Jürgen Zielinski

Bühnenbild, Kostüme: Fabian Gold

Dramaturgie: Lars Krüger

Besetzung: Elisabeth Fues, Martin Klemm, Sven Reese, Matthias Walter

Theater der Jungen Welt; Premiere: 7. März 2014


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