Im Schatten des grauen Quaders

Die Zentral Galerie versammelt Positionen der jungen Leipziger Kunst

Einrico Meyer (Fotos: Zentral Galerie)

Dass in der Leipziger Innenstadt das Museum der Bildenden Künste als blockhafter Kollos in die Höhe ragt, ist bekannt. Dass sich im Schatten dieser großen Institution seit kurzem eine neue Galerie befindet, die zudem noch mit junger Leipziger Kunst aufwartet, haben bisher sicherlich die Wenigsten registriert.

Seit dem 7. Februar befinden sich links neben dem Stadtgeschichtlichen Museum (Böttchergäßchen/ Katharinenstraße) die Räume der Zentral Galerie. Die Räumlichkeiten wurde schon zuvor von acht Künstlern als Produzentengalerie benutzt, bevor sich für den jetzigen Galeristen Enrico Meyer die Chance ergab seine Vorstellungen umzusetzen. Meyer, der zuvor drei Jahre die Weißcube-Galerie auf dem Gelände des Psychiatriemuseums in der Mainzer Straße betrieb, sollte beratend und strukturierend in den Galeriebetrieb der Vorbesitzer eingreifen. Aber noch bevor er damit begonnen hatte, waren die Künstler schon wieder weg und der Vermieter suchte jemanden, der die Galerie weiterführt.

Von außen macht die Galerie so gar nicht den Eindruck eines typischen Offspaces, wie sie an vielen Stellen im Leipziger Westen zu finden sind. „Ich wollte einen Raum manchen, der kein offensichtlicher Offspace ist, in dem man um zehn das Licht ausmachen muss, um Party zu feiern, damit man die Leute bindet“, erläutert Meyer. Und doch funktioniert die Galerie genauso. „Hätte ich die Füße nicht still halten können, würde wir uns wahrscheinlich in Lindenau mit einer Flasche Pfeffi über den gleichen inhaltlichen Kern unterhalten. Allerdings ergäbe sich dort ein anderes Erscheinungsbild.“

Auch die Mietverhältnisse erinnern ans Offspace-Prinzip. Der Vermieter könne sich keinen Leerstand leisten und habe deswegen einer Zwischennutzung zugestimmt, die natürlich dazu führt, dass nie ganz klar ist, wie lange es die Galerie geben wird.

„Obwohl nur die Betriebskosten berechnet werden, übersteigen diese schon fast die Miete in Lindenau“, so Meyer weiter.

Die ersten zwölf Wochen können als Start-up-Phase verstanden werden, nach der sich zeigen wird, wohin die Reise geht und ob die Sammler kommen oder nicht. Eine Kundenkartei fehlt noch.

„Die erste Zusammenstellung resultierte aus der Nähe zu den Personen und dem Vertrauen auf die Gewachsenheit der Künstler“, begründet der Galerist seine Entscheidung für die acht Künstler, von denen einige Arbeiten im Showlager der Galerie hängen.

„Mit der Auswahl bediene ich allerdings etwas, was es so noch nicht gibt, was aber in vielleicht fünf Jahren ins Interesse der Sammler gerät. In Zeiten der vierten Medienkatastrophe, in der von heute auf morgen keiner mehr weiß was los ist, ist die Malerei eher defizitär. Da bedarf es anderer künstlerischer Ausdrucksformen.“ Und so ist es nicht verwunderlich, dass der studierte Medienkünstler (Diplom der HGB bei Helmut Mark) mit Künstlerpositionen, die an der Schnittstelle zwischen Malerei/Grafik und Medienkunst operieren, hantiert. Sei es Richie Riedigers Installation, die mittels Bild-Ton-Übersetzungen die Geräusche eines Lagerfeuers in farbige Illuminationen transferiert, oder Ronny Szillos Gestengemälde, die die Bewegungen, die wir auf Smartphones und Tablets vollziehen, in Gemälde übersetzt.

Und so entsteht im Schatten der „großen Meister“ ein Brückenkopf der jüngeren Leipziger Kunst, der nicht dafür da ist das Schloss zu stürmen, jedoch als relevanter und eigenständiger Kommentar gleichberechtigt daneben zu stehen weiß.

Zentral Galerie

Böttschergäßchen/Katharinenstraße, Leipzig

www.facebook.com/enrico.zentral

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