„Edge of Tomorrow” ist eine raffinierte Mischung aus „Und täglich grüßt das Murmeltier” und Sci-Fi-Dystopie
Eigentlich sollte Edge of Tomorrow von Regisseur Doug Liman (Die Bourne Identität, Mr. & Mrs. Smith, Jumper) wie die japanische Romanvorlage All You Need Is Kill heißen. Doch nach einigem Gegenwind ruderte Warner Bros. zurück und entschied sich für den weitaus harmloseren Titel. Das ist legitim für ein Filmstudio, das nicht unnötig Publikum verschrecken will. Doch der Originaltitel passt natürlich wie die Faust aufs Auge. Denn letztlich muss William Cage (Tom Cruise) nichts anderes als Töten, um sein Ziel zu erreichen.
Wie in einer vernünftigen Dystopie wurde die Erde von einem Schwarm bösartiger Killeraliens (Mimicks genannt) überrannt, fast ganz Europa wurde ausgelöscht. Nach langen verlustreichen Kämpfen scheint es endlich einen Weg zu geben die Aliens zu besiegen. Die Entwicklung eines Kampfanzugs erhöht die Überlebenschancen der Soldaten enorm. Cage, der werbewirksam für neue Rekruten sorgt, fliegt nach London, um den ersehnten D-Day zu begleiten. Unversehens sieht er sich jedoch dem Befehl ausgesetzt, selbst an die Front zu ziehen. Ohne Kampfausbildung wird er aufs Schlachtfeld geschickt und muss natürlich sterben.
Diese Prämisse scheint ein wenig fragwürdig, doch der Zuschauer hat nicht viel Zeit sich eingehend damit auseinanderzusetzen. Zu intensiv sind die Kriegsbilder, die die Leinwand beherrschen. Sie sind erbarmungslos und beeindruckend in Szene gesetzt. Tom Cruise, der erst den arroganten Offizier gibt und dann als orientierungsloser Soldat durch die Szenerie stolpert, mimt diesen Cage (der dann natürlich doch noch zum Symphat wird) überzeugend. Es ist sein Film. Er ist der Star, der alles überragt.
Die Parallelen, die der Film bis dahin zu bekannten Bildern des Zweiten Weltkriegs aufbaut, sind frappierend (das Gemetzel erinnert an Der Soldat James Ryan und die Landung der Alliierten in der Normandie). Doch damit ist dann nach 20 Minuten auch schon Schluss. Cage stirbt natürlich nicht einfach so, nein, er erwacht von Neuem und muss diesen düsteren Tag immer und immer wieder erleben. Dabei trifft er auf die Kriegsheldin Rita Vrataski (Emily Blunt), die das Phänomen selbst schon erlebt hat. Beide tun sich zusammen, um einen Weg zu finden, diesen aussichtslosen Krieg doch noch zu gewinnen.
Und hier wird es streckenweise sogar richtig lustig. Liman nutzt den Mechanismus des Immer-wieder-Erlebens, um den Film etwas aufzulockern. Auch dass es zwischen Rita und William etwas knistert, ist nett umgesetzt und nicht zu aufdringlich inszeniert. Wie nebenbei wird die Welt, in die wir unvermittelt geworfen wurden, stückchenweise erklärt. Aber auch die Spannung wird durch einige überraschende Wendungen gehalten. An Schauwerten wurde ebenfalls nicht gespart. Die Mimicks wurden vom Effektteam schön fies umgesetzt. In ihrer Masse sind sie umso eindrücklicher. Hier wird beste Unterhaltung geboten!
Nur in der zweiten Hälfte bleibt der Film etwas in seinem Wiederholungsmechanismus stecken. Auch die in den Vordergrund rückende Ego-Shooter-Ästhetik ermüdet die Augen zusehends. Das ist schade, denn Edge of Tomorrow hätte sicher noch mehr rausholen können.
Tom Cruise hat mit seinen letzten Filmen nicht gerade Glück gehabt. Weder Oblivion noch Jack Reacher (wobei beide gute Genrefilme waren) konnten an der Kinokasse einschlagen und waren nur mäßig erfolgreich. Für einen erfolgshungrigen Schauspieler wie Cruise kann das nur unbefriedigend sein. Edge of Tomorrow ist definitiv einer seiner besseren Filme, der die Aufmerksamkeit eines großen Publikums verdient hat. Und auch wenn sicherlich noch mehr drin gewesen wäre, clevere bildgewaltige Unterhaltung ist garantiert.
Edge of Tomorrow
USA 2014, 113 Minuten
Regie: Doug Liman; Darsteller: Tom Cruise, Emily Blunt, Brendan Gleeson
Kinostart: 29. Mai 2014
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