Die Zeichnerin Olivia Vieweg lässt Huck Finn nach Halle umziehen und erzählt das Mark-Twain-Abenteuer in modernisierter Comic-Form
Für Ernest Hemingway markierten die Abenteuer um Tom Saywer und Huckleberry Finn den Beginn der US-Literatur – vor ein paar Jahren erst wurden sie im Thüringer Wald neu verfilmt. Die in Jena geborene Zeichnerin Olivia Vieweg schert sich schon gar nicht um Original und große Tradition und zupft sich Mark Twains Geschichte Die Abenteuer des Huckleberry Finn für ihren Comic zurecht.
Finns Irrfahrt wird so kurzerhand vom Mississippi an die Saale verlegt. Zusammen mit der asiatischen Zwangsprostituierten Jin versucht er, von Halle aus Hamburg anzusteuern, nachdem ihr Versteck auf der Rabeninsel aufgeflogen ist. Jin ist nämlich auf der Flucht vor Menschenhändlern, Huck will dem gewalttätigem alkoholkranken Vater entkommen. In Wettin geraten sie in die 30-jährige Blutrache zwischen den Krügers und den Schäfers. Schließlich lösen sich alle Probleme auf und beide können nach Halle zurückkehren – wo vielleicht neue Abenteuer auf sie warten.
Man merkt: Vieweg hat alle wesentlichen Handlungselemente beibehalten, aber modern umgeformt. Ihr gelingen somit zwei Sachen: Twain-Unkundige erhalten eine schöne Geschichte in noch schöneren Bildern; Huck-Fans können sich über die vielen Anspielungen im Album freuen, etwa wenn der Sexsklavinnen-Ort „Mississippi“ heißt. So entsteht ein in warmen, rötlich-braunen Farben gehaltener, sehr ansehnlicher Bildreigen, der gerade wegen seiner wundersamen Neulokalisierung besticht.
Olivia Vieweg: Huck Finn. Die Graphic Novel
Suhrkamp Verlag
Berlin 2013
142 S. – 19,99 Euro
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