Ob für die Tasche oder für die Wand: Kalender gibt es für 2016 zuhauf. Holger Leisering hat sich durch drei hindurchgeblättert
Wer die Buchhandlungen in Leipzig oder anderswo betritt, wird von Kalendern aller Art verlockt. Für jede Zielgruppe gibt es Angebote. Freilich, fünfzehn bis dreißig Euro muss man schon hinlegen, wenn man die Notlösung aus der Apotheke oder vom Bäcker überhat und kein Bastelfreak ist. Drei von ihnen seien hier vorgestellt:

Aufbau Literatur-Kalender
Auf dem Cover das Porträtfoto von Siri Hustvedt. Ein Gesicht, das fragt, forscht, zu verstehen versucht. Nicht nur, weil in Rot und serifenloser Schrift Literatur darüber steht, wird trotz des schönen Antlitzes klar: Das ist kein Beauty-Kalender, hier geht es um die Feinheiten aus den Köpfen und nicht um Cremes und Make-up.
Der sonst immer informativ organisierte Aufbau Literatur-Kalender wird hier mystisch und gibt keine Informationen zu ihrer Person. Viele Leser dürften es ohnehin wissen: Frau Hustvedt schrieb Romane wie Was ich liebte und Die Leiden eines Amerikaners sowie Gedichte und Essays – und ist die Gattin von Paul Auster.
Der Aufbau-Verlag überrascht mit jedem Blatt: Dostojewski im Gefängnis ist zu sehen, ebenso der nicht nur in der Weihnachtszeit mit seinem kleinen König Dezember beliebte Axel Hacke. Der streitbare Michel Houllebecq, der Autor von Elementarteilchen oder Die Unterwerfung, hat mit Monika Maron, die unter anderem den Roman Flugasche schrieb, gemein, mit einer Zigarette abgelichtet zu sein, so sehen wir auch den Kritiker Raddatz selbstredend als Raucher.
Nun will ich nicht alles verraten, nur so viel, dass es sogar eine Punkrock-Legende in diesen wunderschönen, nebenbei gesagt dienstältesten Literaturkalender geschafft hat. Viele Fotos, wie beispielsweise das, auf dem Patricia Highsmith mit ihrem samtpfotenen Liebling ans Fenster tritt, wird man vielleicht behalten wollen, wenn längst neue Kalender besprochen sein müssen.
Meine absolute Nummer Eins für den Literaturfreund!
Aufbau Literatur-Kalender 2016
Aufbau
Berlin 2015
56 Seiten – 21,95 Euro

Photobombing – Die Kunst, mit im Bild zu sein
Ein Wochenkalender mit 53 Postkarten, und alles begann mit einem Äffchen, genauer gesagt einem Schopfmakaken im indonesischen Dschungel, der sich 2011 die Kamera von Fotograf David Slater entlieh und diese nicht etwa zerstörte, sondern damit Selfies knipste. Wohl weil ein Affe keine rechtliche Person sein kann, entschied der US-Gerichtshof 2014, dass niemand das Copyright beanspruchen kann. Dies inspirierte Wolfram Burckhardt vom Kulturverlag Kadmos zu dieser kleinen Sammlung über die Kunst, mit im Bild zu sein. Er hat diesen gleichnamigen Kalender gestaltet und nicht nur das klassische Selfie, Zufallsfotos mit Enten im Anflug oder ein Flugzeug im Schatten des Mondes aufgenommen, sondern auch den etwas in die Jahre gekommenen Gag, einer als repräsentativ gedachten Aufnahme heimlich mit zwei Fingern Hasenohren zu verleihen. Fans dürfte zweifelsohne der Schnappschuss finden, auf dem ein völlig ernster und erschütterter Polizei-Chef spricht, während unbemerkt ein Störer oder Spaßvogel ein Schild mit der Aufschrift „FUCK THE POLICE“ hochhält.
Dieser Kalender ist unbedingt zu empfehlen. Notabene: Wer ihn sich nicht kauft oder schenken lässt, wird wahrscheinlich niemals Suzie Selfie sehen!
Photobombing – Die Kunst, mit im Bild zu sein
Kadmos Kulturverlag
2015
53 Seiten/abtrennbare Postkarten – 14,99 Euro

Geo Saison: Meerblick
Den Blick aufs Meer und Küstenlandschaften sehen wir voller Staunen, es gibt Felsen und Strände, die wie direkt nach der Schöpfung und nahezu unberührt wirken. Wer bei Sehnsucht an Blau denkt, an Meer, Gestade und Wolkenformation, für den dürften diese Bilder wie geschaffen sein. Links unten, vertikal lesen wir die Namen der Foto-Künstler. Ein kleiner Text rechts unten berichtet so genau wie sensibel über die Orte, seien es die fernen Antillen oder die nahe Insel Rügen.
Geo Saison: Meerblick 2016
Mohn media Kalender & Promotion Service
Gütersloh 2015
13 Seiten im Format 58 x 36 cm – 19,99 Euro
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