In Bitterfeld-Wolfen läuft vom 1.-16. Juni das Festival „Osten“ mit internationaler Beteiligung.
Bitterfeld-Wolfen ist ein spannendes Beispiel für Schicksal und Chancen einer Region mit Transformationsgeschichte. Hier konzentrieren sich Entwicklungen und Erfahrungen, die auch andere Regionen in Ostdeutschland gemacht haben, die Narben der Auf- und Zusammenbrüche treten besonders deutlich hervor. Von der Heidelandschaft zum brodelnden Industriekessel, umschlossen von Gruben und Deponien, über die politische Wende 1989/90 hin zur Rückkehr der Natur, dem Leben mit toxischen Halbwertszeiten und der Zukunft der Energie.
Wo, wenn nicht hier, können Geschichten von Veränderung erzählt werden? Mithilfe von Kunst will das Festival OSTEN den Austausch über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft „des Ostens“, auch über Ostdeutschland hinaus, anregen und Begegnungen schaffen. Was bedeutet Osten? Was ist spezifisch, was international? Was lässt sich aus der Vergangenheit lernen? Welche Ideen und Visionen gibt es für die Zukunft?
Mit einem spannungsreichen Kultur-Programm spürt das Festival Osten der Industriegeschichte und den Umbrüchen in Ostdeutschland, am Beispiel von Bitterfeld-Wolfen künstlerisch nach. Mehr als 100 Künstler und Künstlerinnen, 70 Studierende und 30 Kulturinstitutionen bringen jede Menge Theater und Musik, Performances, Filme zur Aufführung. Besondere Formate, wie Ausflüge an interessante Orte der Industriekultur sowie die abendliche Frage des Tages laden ein, sich darüber hinaus auszutauschen.
Gleich mehrere Veranstaltungen erforschen die industrielle Farbfilmproduktion in Wolfen, Rochester in den USA und Schostka in der Ukraine. Die Künstlerin Maryna Makarenko lädt zum Beispiel in ihrer Performance „Green Rivers Tongue-Tied“ auf eine Reise nach Schostka ein. Makarenko, die selbst aus der Stadt stammt, verbindet die Geschichte der Filmfabrik mit persönlichen Erzählungen von Frauen aus ihrer Familie und thematisiert die gesundheitlichen Auswirkungen der Fabrikarbeit auf den weiblichen Körper. Mit den gravierenden Umwelteinflüssen der Filmproduktion setzen sich auch die Theatermacher Oscar Olivo und Amy Trompetter in ihrer Performance „From Darkness a morning glory“ auseinander, hier allerdings in Rochester. Die Heimatstadt von „Kodakchrome“ galt als eine der verschmutztesten in den USA. Auch um die von Umbrüchen geprägten Geschichten der Arbeiter und Arbeiterinnen bei Kodak wird es in einem Puppenstück gehen. Es bietet Vergleichsmöglichkeiten zu den ehemaligen Gegebenheiten der Filmfabrik in Wolfen.
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