Machet die Tore weit

Ein Weihnachtskonzert mit Studenten und Dozenten der Musikhochschule Leipzig

Unter dem Titel Machet die Tore weit stand ein bunter Abend im Konzertsaal der Hochschule für Musik und Theater. Es musizierten Studenten und Dozenten Chor- und Instrumentalmusik aus Romantik und Moderne. Die musikalische Gesamtleitung hatte Michael Reuter.

Dieses Konzert bot einen abwechselungsreichen Einblick in die Werkstatt der Musikhochschule. Seine Stärke war die Vielfalt von Programm und Aufführenden und die Möglichkeit, in den Gärungsprozess der Musikstudenten Einblick zu bekommen. Gleichzeitig resultierte daraus auch seine Schwäche: Oft fehlte der große Bogen und die Vielfalt der Interpreten und ihrer unterschiedlichen Qualitäten erzeugte einen patchworkartigen Eindruck.

In der ersten Hälfte des Abends konzertierte Chormusik mit Orgelwerken: Camille Saint-Saens Marche religieuse und Rhapsodie sowie Alexandre Guilmants Variationen über Puer nobis nascitur. Rainer Lautenbach präsentierte die Stücke in einem geschickten Umgang mit den klanglichen Möglichkeiten der Konzertsaalorgel, leider aber mit wenig romantischem Schmelz und zuwenig Empfinden für die Konzertsaalakustik. So wirkte sein Vortrag trocken und distanziert, insgesamt wie durch ein Schaufenster. Man hörte alles, war aber doch getrennt.

Hochschulchor und Collegium vocale der Fachrichtung Schulmusik überzeugten mit drei Weihnachtsliedern von John Rutter. Mit Shepherd´s pipe carol, The very best time of the year und Star carol. Erinnerungen an Zuckerwatte und auf Hochglanz polierte Cadillacs stellte sich schnell ein. Genüsslich konnte man sich hier von den Aufführenden in die schwerelose Schönheit angloamerikanischer Weihnachtsstimmung entführen lassen. Ein warmer und runder Chorklang – charmant von Susanne Riehl am Flügel begleitet – boten Raum zum Träumen. Das Quoniam tu solus sanctus in zwei Kompositionen passte sich thematisch gut ein und bot gleichzeitig einen notwendigen Kontrast zu der romanzenhaften Musik aus England und Frankreich.

Die Studenten Kian Geiselbrechtinger und Friederike Frey komponierten einmal für Frauenchor, einmal für Männerchor. Leider waren die Sänger den Ansprüchen ihrer Kommilitonen nicht ganz gewachsen. Die Soprane zeigten Schwächen in der Höhe und der ganze Chor war unsicher im Umgang mit den typischen Klängen des 20. Jahrhunderts. Ähnliche Schwächen zeigte er auch bei Günter Neuberts (geb. 1936) Machet die Tore weit. Doch gelang es hier Michael Reuter und Martin Schmeding an der Orgel, alle Beteiligten in eine stets nach vorne drängende und packende Interpretation zu verstricken. Auch durch Katharina Schauers sehr einfühlsamer Interpretation des Nocturne für Harfe von Michael Glinka bekam man nun großen Appetit auf die zweite Hälfte des Abends. Das Eis war gebrochen, das Konzert nahm nun Fahrt auf.

Camille Saint-Saens Oratorio de Noel, geboten in der Fassung für Chor, Solisten, Streichorchester, Orgel und Harfe, sorgte für einen kurzweiligen und durchweg angenehmen Beschluss der Abends. Die eher in naiven Weihnachtsklängen gehaltene Musik paarte sich mit einer ehrlichen und unprätentiösen Interpretation. Alle Beteiligten präsentierten sich als Diener der Musik und traten hinter ihrer schlichten Schönheit zurück. Die Solisten waren Katharine Weber, Elzbeta Laabs, Inga Lampert, Wolfram Lattke und Daniel Ochoa. Michael Reuter gelang es, alle Musiker zu einer Einheit zusammenzuschließen und somit alle Hörer auf ganz natürliche Weise in die Welt französisch-romantischer Weihnacht mitzunehmen.

Insgesamt ein abwechselungsreicher Abend, der nie langweilig wurde, auch wenn die Spannung nicht nur durch die Musik, sondern auch durch die bisweilen putzigen Umbauaktionen im ersten Teil erzeugt wurde.

Weihnachtskonzert

am 13.12.02, Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig

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