Del Cielo d\’Amor

Ein Vocalconcert im Historischen Sommersaal des Bacharchivs mit Gundula Anders, Sopran; Sigrun Richter, Arciliuto, Chitarrone; Hille Perl, Viola da gamba, Lirone

„Deö Cielo d’Amor“.So lautet das Motto des heutigen Konzert-Abends, das die drei Musikerinnen dem Stück „La Virtú“ von Sigismondo d’India eröffnen. Gundula Anders singt dieses Werk von der Veranda, die Instrumentalistinnen spielen auf der Ebene der Zuhörer. Dabei bilden die Töne vom gezupften und vom gestrichenem Instrument eine schöne Begleitung zu den leicht schwellenden Melodien, die „von oben“ erklingen.

Die Besetzung der gespielten Musik wechselt mehrmals an diesem Abend, so daß jedes Stück neu und frisch wirkt. Nach der „Ciaconna“ von Alessandro Piccini und dem „Lagrimate, occhi miei“ von Sigismondo d’India folgt die „Canzona per basso solo“ von Girolamo Frescobaldi, die Hille Perl mit Feinfühligkeit und Ausdrucksstärke sehr ansprechend vorträgt. Die folgenden Arien, „O del cielo d’amor“ und „Vaghe faville“ bilden einen Kontrast. Das erstgenannte Werk ist eher ruhig und klingt lieblich-leise aus, das folgende hat tänzerischen Charakter und erinnert an manche Monteverdi-Arien. Gundula Anders bringt mit ihrer recht großen Stimme die Nuancen in der Renaissance-Musik schön hervor. Piccinis folgende „Passacaglia“ wird von Sigrun Richter gespielt. Hier kristallisiert sich ein Melodiestimme heraus und wird mehrstimmig begleitet. Man vergißt fast, daß hier nur ein Instrument erklingt. Dann folgt das „Lamento di Olimpia“ von d’India. Leidende Seufzer wechseln sich mit chromatisch gefärbten Passagen ab. Sie werden von den Musikerinnen eindrücklich wiedergegeben. Dann sind die Zuhörer in die Pause entlassen, in der sie sich das Museum im Bach-Archiv ansehen dürfen.

Nach der Pause erklingt zunächst eine „Toccata“ von Piccini, vorgetragen auf der Chitarrone von Sigrun Richter. Der „Canto di rosignolo“ von d’India folgt. Ähnlich anderen Musikwerken aus der Renaissance ahmt d’India mit seiner Komposition den vielseitigen Gesang eines Vogels nach. Der Gesang der Nachtigall wird durch viele Verzierungen, Triller und Melismen dargestellt, die Gundula Anders, in Begleitung der schönen Saiteninstrumente, meist sehr klar vorträgt. Darauf folgen die Instrumental-Stücke „Colascione“ und „Canario“ von Giovanni Girolamo Kapsberger. Zuerst wird ein achttaktiges, sehr sangliches und tänzerisches Thema ständig wiederholt. Es wirkt wie ein Intermezzo und klingt leise aus. Das zweite Stück erhält durch seine recht ungewöhnlich wirkenden Wendungen und die kurzweiligen Glissandi einen aufgeweckten Charakter sowie einen Hauch von Modernität. Drei weitere Gesangsstücke von d’India und eine „Diminution über Louissance vous donneray“ von Adrian Willaert folgen, bevor die Arien „E pur tu parti“ und „O che gradita“ von d’India den Abend beschließen.

Wie schon oft im Sommersaal des Bacharchivs erlebt, so ergänzen sich auch am heutigen Abend die warme Atmosphäre des Sommersaals mit den schönen Klängen älterer Musik. Da freut man sich darüber, daß dieses Konzert gut besucht ist.

Vocalconcert

Gundula Anders, Sopran
Sigrun Richter, Arciliuto, Chitarrone
Hille Perl, Viola da gamba, Lirone

19. März 2003, Bach-Archiv Leipzig, Historischer Sommersaal


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