Familienkonzert mit dem Panama-Ensemble (Marcus Erb-Szymanski)

22. Dezember 2001

Familienkonzert mit dem Panama-Ensemble

Hamster Radel (nach Luis Murschetz)
Oh, wie schön ist Panama (nach Janosch)

Musikalische Erzählungen von Franz-David Baumann


Oh, wie schön ist Panama

?Oh, wie schön ist Panama
Sagte der kleine Tiger
Komm wir geh?n nach Panama
Dort ist es doch viel schöner.?

Die Melodie zu diesem Gedichtchen ? das sich ja nicht mal richtig reimt ? schallt aus allen Ecken und Enden des Gewandhauses, obwohl das Konzert längst vorbei ist. Aber immer noch kriechen Kinder auf allen Vieren durch die Sitzreihen, rennen auf den Gängen umher und rutschen die Treppengeländer hinunter. Eigentlich haben alle Menschen gute Laune bis auf eine Frau vom Einlassdienst. Für sie ist das eingetreten, was gottlob nur alle Jubeljahre mal passiert: Den Leuten hat es so gefallen, dass sie einfach nicht gehen wollen. Das verzögert erstens ihren Feierabend und zweitens ihren Sinn für Ordnung. Denn das Tohuwabohu überall strapaziert sichtlich ihre Nerven. ?Hier wird aber nicht gekrabbelt? tönt ihr ebenso energischer wie hilfloser Versuch, etwas zivilisiertere Strukturen wieder herzustellen. Er verhallt ungehört im allgemeinen Gewimmel.

Vorn am Podest hat sich ein Halbkreis aus Kindern und Erwachsenen gebildet, die sich mit Franz-David Baumann unterhalten, jenem sympathischen Herrn, der die Musik zu den eben gehörten Geschichten komponiert und im angenehmen, bedachten und zugleich sehr einnehmenden Tonfall die Kinder durch das Programm begleitet hat. Zusammen mit dem Erzähler Gregor Charamsa hat er mit dem Auditorium (?Die Erwachsenen sind aber heute längst nicht so gut wie die Kinder!?) das Panama-Lied einstudiert. Interessanterweise entsprechen beide, Charamsa wie Baumann, eher dem Typus des Intellektuellen als dem eines Kindermusiktheaterschauspielers (wie man ihn sich so voller Vorurteile eben vorstellt).

Doch genau das passt zum Charakter des Panamaensembles. Es macht wohlüberlegte Kunst und das ausschließlich für Kinder. Was dabei entsteht ist engagiert und gekonnt. Weder die Musik noch die Darbietung besitzen Alibi-Charakter, sind keine Verlegenheitslösungen für die Nachwuchsprobleme in den Zielgruppen der Sinfonieorchester (in den traditionellen Familienkonzerten von Gewandhaus und MDR sitzen nicht zufällig oft mehr Rentner als Kinder). Komposition und Interpretation erfolgen auf hohem Niveau und sind dabei witzig, spritzig und dennoch für Kinderohren durchsichtig und verständlich. Auch das Verhältnis von Text und Musik ist für Kinder passend zugeschnitten, das heißt, der Text wird auf ein Minimum reduziert und nicht ohne Musik, wegen der die Kinder doch gekommen sind, gegeben.

Insofern war das Gewandhaus gut beraten, eines seiner Familienkonzerte dem Panama-Ensemble zu überlassen, das auf so wunderbar leichte Weise die Geschichte spielte und erzählte, wie der kleine Tiger und der kleine Bär ausziehen, Panama zu finden und dabei ihre Heimat neu entdecken. Wer wie dieses Team so ernsthaft für Kinder arbeitet, hat sich die ungeteilte Aufmerksamkeit der kleinen Zuhörer wie auch den überaus reichen Beifall redlich verdient.

(Marcus Erb-Szymanski)

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