Urban spielt Haydn, Reger, Austin und Brahms (Matthias Gries)

17. März 2002
Gewandhaus, Mendelssohn-Saal

Ulrich Urban, Klavier

Joseph Haydn (1732-1809)
Große Sonate Es-Dur Hob. XVI:52

Max Reger (1873-1916)
Drei Episoden aus „Acht Episoden“ op. 115

Elizabeth R. Austin (geb. 1938)
Drei „Puzzle Preludes“

Johannes Brahms (1833-1897)
Variationen und Fuge über ein Thema von Händel B-Dur op. 24


Hätten Sie´s gewusst?

Dieser Sonntag war ein sonniger und warmer Frühlingstag, den man so richtig genießen konnte, und der einen die trüben Wintertage vergessen lassen konnte. Wahrscheinlich zog es genau deshalb nicht gerade viele Zuhörer in den Mendelssohn-Saal. Diejenigen aber, die trotz des traumhaften Wetters gekommen waren, konnten sich auf einen exzellenten Klavierabend mit Ulrich Urban freuen, der einige Überraschungen mit sich brachte.

Der Abend begann mit Haydns letzter Klaviersonate (Es-Dur), die zu seinen größten und ausdruckstärksten Klavierwerken gehört. Das „Allegro“ wurde von Urban wunderbar virtuos gespielt, so dass man die rhythmischen Impulse fast körperlich spüren konnte und immer wieder von den Kontrasten zwischen leisen Akkorden und kräftig-durchdringenden Passagen mitgerissen wurde. Liebevoll und mit subtiler Leichtigkeit spielte der Pianist auch das „Adagio“ mit seiner wundervoll dahin fließenden Melodie. Das „Presto“ schließlich bildete den rasanten Abschluss. Das extrem schnelle Tempo der Läufe und die sich jagenden Töne konnten den Zuhörer nur in Staunen versetzen.

Nach der klassischen Klaviersonate von Haydn folgten drei der weniger bekannten „Episoden“ op. 125 von Max Reger. Diese kleinen Stücke mit spannungsvoller Harmonik bauten durch ihre modern anmutenden Akkorde eine gute Verbindung zu den dann folgenden Werken von Elizabeth R. Austin auf. Nach dem kräftigen Applaus für die Reger-Darbietung ergriff Urban das Wort und forderte die Zuschauer auf, aus den drei „Puzzle Preludes“, die nun folgen sollten, die verwendeten Themen aus bekannten Klavierwerken herauszuhören. Elizabeth R. Austin, die aus den USA stammt und an diesem Abend auch unter den Zuhörern weilte, setzte die Themen in ihren Kompositionen in einen neuen harmonischen Zusammenhang, oder zitierte einfach „nur“ aus den historischen Klavierstücken. Urban ermutigte nun die Gäste, diese Motive herauszuhören und, bei Erkennung, an einer Verlosung von zwei CDs teil zu nehmen. Auf das Schmunzeln, das daraufhin durch die Reihen ging, reagierte Urban, indem er auf die Ernsthaftigkeit der drei „Puzzle Preludes“ verwies. In den hervorragend gespielten „Preludes“ befand sich jeweils ein Thema von Brahms, Beethoven und Bach, was bei einigen der Zuschauer, welche die Themen erkannten, wiederum für Erheiterung sorgte. Natürlich bedankte sich Urban nach der Darbietung bei der Komponistin, die sich vom Spiel des Komponisten begeistert zeigte.

Nach der Pause erklang eine der bedeutendsten Klavierkompositionen Johannes Brahms‘. Die „Variationen und Fuge über ein Thema von Händel“ op. 24 gerieten zum abschließenden Höhepunkt des Konzertes. Urban setzte dieses Werk hervorragend um und spielte jede einzelne der Variationen sehr individuell, wodurch ihre jeweilige Besonderheit sehr gut zum Ausdruck kam. Die Fuge entfachte noch einmal immense Begeisterung. Mit drei weiteren Stücken als Zugabe, darunter noch ein „Puzzle Prelude“, endete dieser wunderbare Klavierabend.

(Matthias Gries)

Kommentar hinterlassen

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.