Volly Tanners Weg in die große Stadt

Ein biografischer Abriß

Volly Tanner, geboren 1970 in Halle, wuchs auf im schönen Paulusviertel der Saalestadt. Doch – welch Kontrast – 1984 zog seine Familie mit ihm um ins Neubaugebiet Halle-Silberhöhe. Wo es den Burschen nicht lange hielt. Er begann zwei Jahre später eine Lehre als Anlagentechniker (Schlosser) mit Abitur in den Klinker- und Ziegelwerken Großräschen bei Senftenberg und hatte dort seine ersten Erlebnisse mit Alkohol.

Ein Jahr Armee schloß sich an, genauer ein Jahr bei der Volksmarine und das während der Wende. Der Hallenser wurde ausgebildet zum Pumpengast. Das heißt, er kann Kutter fahren. Fuhr er aber nicht. Er fuhr nach Apolda. Dort studierte Volly in den Jahren 1990 und 1991 Baustofftechnologie und Betriebswirtschaft, obwohl er eigentlich seit 1990 schon in Leipzig lebte. Zunächst gemeinsam mit zwei anderen Jungs in einer Einraumwohnung im Neubaugebiet Grünau, später in verschiedenen Wohngemeinschaften und Abrißhäusern in Lindenau und Connewitz. Von 1991 bis 95 studierte er Journalistik und Germanistik an der Leipziger Universität – war aber nie da.

1995 schließlich machte sich Volly im (dem Gebiet um die Pauluskirche ähnlichen) Bachviertel der Messestadt seßhaft und gilt dort mittlerweile als Original und Integrationsfigur. Gleichfalls im Jahre 1995 begann er literarisch aufzufallen, zunächst mit der Herausgabe der „Vergammelten Schriften“ (gemeinsam mit Wolfram Teufel) und deutschlandweiten Auftritten innerhalb der sich bildenden Social-Beat-Scene.
Volly organisierte Veranstaltungen in der alten Villa in Leipzig und machte „Literatur zur Show“ – zu der Zeit mit einer extrem anti-medialen und nichtkommerziellen Einstellung. 1998 kandidierte der gebürtige Hallenser überhaupt nicht verbissen, sondern sehr lustig (weil für die Total Inkompetente Partei) für den Posten des Leipziger Oberbürgermeisters. Das brachte ihm zwar den Posten nicht, dafür aber einen kräftigen Popularitätsschub. Seitdem organisiert und moderiert Volly erst recht Literaturshows (u.a. den „Durstigen Pegasus“ und „Open Mike“, in denen er mit eigenen Texten mitwirkt), aber auch Konzerte und Bürgerfeste.

1999 begründete er die inzwischen eingestellte Literaturzeitschrift „ejaculata“ mit, die er in besonderem Maße als „sein Baby“ empfand. Er gestaltete Literatursendungen auf Bürgerradios, Bukowski-Shows (die allerdings nur in Leipzig) und reist(e) mit seinen Programmen „German Rat Pack“ und „Killermercedestraumata“ durch die Lande. Seit 2000 einmal jährlich gar durchs nachbarliche Tschechien (mit Jan Off, André Kudernatsch und Markus Wilmsmann). Volly Tanner hat seine Texte in 150 Zeitungen, Zeitschriften, Fanzines und Anthologien veröffentlicht.

Warum das Ganze? Er möchte (auch anderen) jungen Menschen außerhalb des normalen Kulturbetriebs die Möglichkeit geben, Öffentlichkeit zu haben – und all das in 20 Jahren immer noch machen.

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