Sieben Gedichte und ein Prolog (6)
Im Ohr nachhallender Drusch,
im Auge das beackerte Blickfeld.
Wo ist das Staubkorn Kindheit,
aus dem alles erblüht ist?
Nicht zu fassen das Kreisen
der Saatkrähen.
Ich trage fremde Leben mit mir,
verstaut in einem Schuhkarton.
Fotos, die Ränder gezinkt.
Wohin mit den Lichtbildern,
die am Licht verderben würden?
Ich habe alle Adressen vergessen.
Wenn ich mich zu erinnern suche,
sehe ich meine Mutter Betten
aufschütteln zum Horizont,
den mein Blick mühelos erreichte,
nicht aber die Bilder im Karton:
Manchmal bedauere ich die Bilder,
die mit mir umherirren.
Blicke ich nicht zurück, erkenne ich
die silbernen Schultern des Erzgebirges,
tätowiertes Fachwerk, bemooste Schlote,
Striemen auf den Rücken der Flüsse.
Die Landschaft ist sich selbst entrissen.
Ich bin es auch – Gewebe, von Schiffchen
zu Spindeln getragen, nach Moden
maßgenommen.
Da waren Blüten, die Schnee imitierten.
In Wirklichkeit war’s ein Regen,
der mein Gedankengebäude entkernte.
Und da waren die Tankwarte im blauen
Samt der Prinzipien….
Was fehlt?
Geäst, in dem ein Morgen seine Maserung
wiedererkennt. Ein Tropfen Kindheit fehlt.
Ein Toast: unten Mai und oben Himmel.
Ein Überwinder all der ausgedachten Windungen
fehlt; und käme er, würde das Überwundene fehlen.
Ich schmuggele, was fehlt. Im Regen. Im Schnee.
Im Zitat. Auf grünem Grat, hoch über den Gesprächen,
die ungeführt in Gebirge vordringen; schnatternde
Weltbilder im Korb, gemästet für Johannes auf Patmos,
wo die fließenden Grenzen ihren Quell haben.
Ich meide die offenen Wege meiner Erinnerung,
denn Erinnerung fehlt nie
wo ein Augenblick
in Schellen liegt, sind die Grenzen von Schnittern
bewacht. Entzücke ich mich, lassen sie ihre Schwerter
in der Scheide.
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