Dreimal derselbe Bach und doch so verschieden

Der Bachwettbewerb präsentiert das Finale Violine/Barockvioline

An diesem Freitag, dem 5. 7. 2002, stellten sich Laura Vikmann (Finnland), Rodion Zamuruev (Russland) und Gisella Curtolo (Italien) mit J. S. Bachs a-Moll konzert für Violine und Orchester BWV 1041 der Jury. Für den Zuhörer ist es ja eher ungewöhnlich, an einem Abend ein Stück von drei verschiedenen Intrepreten zu Gehör zu bekommen. Interessant ist es aber in jedem Fall.

Den Anfang machte die äußerst temperamentvolle Laura Vikmann. Ihre ernorme Spielfreude machte einige anfängliche Intonationsschwierigkeiten wieder wett und durch ihr perfekte Bogentechnik entlockte sie ihrem Instrument eine Fülle von Tonnuancen. Hochkonzentriert erfüllte sie jeden Ton mit Spannung, die sie bis zum Schluss durchhielt. Leider ließ ihre Leichtigkeit im letzten Satz ein wenig nach, doch den 2. Platz in diesem Wettbewerb hat sie sich redlich verdient.

Auch dem darauffolgenden Rodion Zamuruev merkte man vom ersten Ton an, dass er sich gut vorbereitet hatte. Ohne Noten konnte er sich ganz auf seinen Vortrag konzentrieren und nebenher noch das Orchester mitdirigieren. Im Andante wusste er einen fahlen, fast überirdisch anmutenden Klang zu erzeugen, der jedoch durch zu viel Vibrato wieder allzu schnell „irdisch“ wurde. Da kam doch etwas zuviel „russische Seele“ zum Vorschein.

Man fragte sich dann doch, welche Kriterien die Jury für das Weiterkommen der Kandidaten herangezogen hatte, als die letzte Interpretin dieses Abends auf die Bühne kam. Hätte Gisella Curtolo eine bessere Bogentechnik, so wäre sie bestimmt eine hervorragende Geigerin, doch durch ihren immer wieder wegrutschenden Bogen, büßte der Klang eine Menge an Qualität ein. Ihre Stärke lag dann eher in der Intonation und in dem sehr dezent eingesetztem Vibrato, das den Tönen einen runden Klang verlieh, der wunderbar mit dem des Orchesters harmonierte.

Ja, überhaupt das Orchester. Es hatte an diesem Abend wahrlich keine leichte Aufgabe: Dreimal hintereinander das gleiche Stück mit verschiedenen Solisten. Doch bravourös begleitete es das Vorspiel mit nie nachlassender Aufmerksamkeit und Klangfülle und man bemerkte bis zum Schluss den Elan und die Freude am Musizieren. Bleibt zu hoffen, dass man von allen Beteiligten in der Zukunft noch einiges zu hören bekommt.

Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb
Finale Violine/Barockvioline

Fr. 5. 7. 2002, Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“, Konzertsaal

Kommentar hinterlassen

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.