„Heiße Eisen” im Froschtheater / Frosch-cafe (Beatrice Wolf)

Samstag, 21.09.2002 im Froschtheater ( Frosch-cafe) Leipzig, Thomasiusstrasse 2


Die Steppinskis
Heiße Eisen“

Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Froschtheater im Waldstraßenviertel am Samstagabend. Auf dem Programm der Kleinkunstbühne standen DIE STEPPINSKIS, der lokalen Presse waren hierzu kurzfristig einige Eckdaten zu entnehmen, die zumindest dazu führten, daß ich als Liebhaber des Step- Tanzes zum ersten Mal Gast des Frosch-cafe´s war, das sich allabendlich von einer ruhigen Nichtraucherzone in ein Kleinkunsttheater verwandelt. So klein war die Kunst dann jedoch nicht, die Gerda und Gisela Steppinski in ihrem 90minütigen Programm nach Leipzig brachten, und zu viel hatte niemand versprochen. Die Zeit mit den beiden Protagonistinnen verging wie im Fluge und brachte die anwesenden Besucher mehr als ein Mal zum lauten Lachen und so mancher Fuß klapperte gummisohlig unter den Tischen im Takt zu einem erstaunlichen musikalischen Streifzug zwischen Swing, Jazz, Rock über Rapp bis hin zu Mozarts kleiner Nachtmusik und Marilyn Monroes „I wanna be loved by you“.

Tapfere Heldinnen einer uns so selten begegnenden Tanzsparte waren diese zwei herrlich grotesken Steppinskis – die eine unendlich lang und schmal, die andere dagegen winzig und sportlich-agil. Hochklassige Stepperinnen – liebenswerte Komödiantinnen haben sich da auf eine imaginäre Reise rund um den Globus gemacht. Ausgangspunkt war Birkenwerder bei Hennigsdorf bei Berlin, wo ein Volkshochschulkurs angeblich der entscheidende Anstoß in Richtung Bühnenreife gewesen sein soll. Von hier ging es hinaus in die Welt an´s Meer. Eine traumhafte „Softshoe-Nummer“ im „Meer“, heute Abend symbolisch ein Kinderplanschbecken, schwippte und schwappte Barfüßig gesteppt den Genuß der Reisenden endlich Kühlung zu finden in den Weiten, in den blauen Fluten des Mittelmeers. Per Flaschenpost erhielt die Zweimann-Reisegruppe eine Einladung zum meditativen „Steppensitzen“ nach Afrika. Kein Wasser, kein Essen, kein Zelt waren neben der zu erwartenden Selbsterkenntnis im Preis inbegriffen. Zu afrikanischen Trommelrhythmen wurde getanzt und gesungen. „Wir sind vom Stamme der Vegetarier, früher war´n wir haariger…“, bis die Hitze der Savanne (und mittlerweile auch die im Theater) die Gepeinigten zur versprochenen Selbsterkenntnis brachte, an deren Ende sich jede der zwei Damen selbst in einem Rosengarten wiederbegegnete und die Reise nach mehr als 245 Tagen Steppensitzen Richtung Amerika weiterging. Via Internet, als heißer Draht zum gelobten Land, gelangten die Steppinskis nach Las Vegas. Der Versuch, sich dort in die Herzen oder besser in die Geldbeutel zahlender Showdirektoren zu steppen schlug gänzlich fehl, immerhin gewann die kurze Gisela einen Camembert ? abzuholen in Paris. Die lange Gerda gewann eine Einladung in die „Wedding-Show“ um dort als blonde, frische deutsche Neuerwerbung einen einzigen Liebessong zum Besten zu geben.

Hier trennten sich unsere Protagonistinnen kurz. Gisela Steppinski säuselte sich durch Paris und um den reifenden Camembert herum, bis dieser vor Überreife davongelaufen war. Zeitgleich ereilte Gerda in Hollywood Schlimmeres mit einem imaginären Filmproduzenten, und letztlich den Kummer der Einsamkeit überwindend und kräftig vorwärtssteppend fanden sich die illustren Weltreisenden bei ihrer Lieblingsbeschäftigung wieder. Liebenswert in ihrer Art, diese Reise im wenig theatralischen Theaterraum freizuspielen, bleiben die Steppinskis in meiner Erinnerung. Kräftig und laut, wild herumulkend waren sie und durchaus in der Lage, mit ihrem verwegenen Spagat zwischen Commedy, Chanson, Pantomime und Tanz das anwesende Publikum zu weit mehr als freundlichem Beifall zu bewegen. Ein gelungener Abend, eine Einladung zu mehr KLEINKUNST, wenn sie denn so ambitioniert und professionell wie in diesem Fall durch Jutta Burger (alias Gisela Steppinski) und Natasche Fiedler-Lennox (alias Gerda Steppinski ) zum Besten gegeben wird.

(Beatrice Wolf)

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