Pressekonferenz zur diesjährigen Euroscene (Steffen Lehmann)

Pressekonferenz zur euro-scene Leipzig vom 12. bis 17. November


Auf unsicherem Boden

In Zeiten leerer öffentlicher Haushalte nimmt die Kultur nur noch bei Spardebatten einen prominenten Platz ein. So geschehen im Juni diesen Jahres, als den Veranstaltern der euro-scene mitgeteilt wurde, dass der Freistaat sein Engagement von 50.000 Euro zurückzieht. Wie Festivaldirektorin Ann-Elisabeth Wolff versicherte, stand das Festival damit kurz vor der Absage. Dass die zurückhaltenden Kritiken und Reaktionen auf die Tanzplattform dabei eine Rolle gespielt haben könnten, wiesen René Reinhardt von der Schaubühne und die Festivaldirektorin zurück. Süffisant bemerkte Reinhardt, dass sich ja dann Leute aus dem Ministerium mit der Tanzplattform beschäftigt haben müssten. Dabei ist ja der Gedanke so abwegig nicht, dass vor allem künstlerische Qualität als Kriterium für die Mittelvergabe gilt.

Gemeinsam mit der Stadt Leipzig ist es dann noch gelungen, nicht abgerufene Mittel aus dem Kulturraumgesetz zu bekommen. Allein, das reicht für dieses Jahr, an der prinzipiellen Entscheidung des Freistaates ändert das nichts. Das bereits jetzt schon die Planungen für das nächste Jahr laufen, macht die Zukunft des Festivals nicht sicherer. Als „kalkulierbare Risiken“ bezeichnete der Beigeordnete für Kultur, Dr. Girardet, die Planungen auf Grundlage der ungesicherten Finanzierung für das nächste Jahr. Ann-Elisabeth Wolff wird das nicht trösten, sie sieht vor allem das internationale Renommee des Festivals beschädigt.

Das diesjährige Programm der euro-scene ist kleiner als im vergangenen Jahr. Zehn Produktionen werden sich mit dem Motto „Wurzeln und Visionen“ auseinandersetzen. Mit diesem thematischen Schwerpunkt wollen die Künstler sich auf die Suche nach Ursprung und Hoffnung des Menschen begeben und grundlegende Fragen des Daseins zu beantworten suchen. Der regionale Schwerpunkt in diesem Jahr ist Belgien. Fünf Produktionen wurden aus dem Land, das nach Aussage von Wolff die derzeit spannendste Theater- und Tanzszene Europas bietet, eingeladen. Eröffnet wird das Festival mit der Produktion „Metapolis“ der Compagnie Charleroi/Danses. Das Bühnenbild wird von der Londoner Architektin Zaha Hadid gestaltet, die auch das Zentralgebäude des hiesigen BMW-Werkes bauen wird. Grund für die BMW Group als Sponsor bei der euro-scene einzusteigen.

Weitere Gastspiele sollen neueste Entwicklungen in der europäischen Theaterszene vorstellen. Mit zwei Deutschlandpremieren sind das Matarile Teatro aus Santiago de Compostela und die Compagnie eaRis aus Brüssel zu sehen. Außerdem sind das polnische Teatr Cinema und die britische Gruppe Stan’s Cafe in diesem Jahr mit dabei. Fortgesetzt wird auch die Tradition der eigenen Produktionen. In einer Koproduktion mit der Schaubühne Lindenfels werden Martina La Bonté, Heike Hennig, Takashi Iwaoka und Lara Kugelmann ihre Choreografien zum Motto „Tagwerk“ vorstellen.

Das Programm ist unter www.euro-scene.de zu finden.

(Steffen Lehmann)

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