Spacetime

Die amerikanische Band The Pharoah Sanders Group gibt Konzert im Spizz

„One of the greatest voices on tenorsaxophon worldwide; one of the most important players in modern jazz: Mister Pharoah Sanders !!!“, so oder so ähnlich kündigt Jean-Paul Bourelly den Altmeister an. Sanders wurde schlagartig berühmt als ihn John Coltrane 1966 in seine Band aufnahm. Er gehört neben Saxophonisten wie Archie Shepp und Albert Ayler zur freitonalen Avantgarde der New Yorker Szene und ist bekannt für seine Affinität zu Ethnomusikalischem.

Eigentlicher Leader der Band ist jedoch der Gitarrist Jean-Paul Bourelly, dessen an Hendrix angelehnte Linien, die er meist mitsingt, sich herrlich an den rasenden Arpeggien von Sanders reiben. Der omnipräsente Will Calhoun trommelt groovige Funkrhythmen, bei denen er ausbricht, sich dynamisch bis ins Unerträgliche steigert, um letztlich wieder diszipliniert in den Hintergrund zu treten. Bassist Garrison grummelt rollende Linien, die das Fundament bilden.

Afroamerikanisches Lebensgefühl verbreitet sich nicht nur auf Grund des bluesigen Einschlags der Musik, sondern auch über Malcom X-lastige Texte. Die erdige Grundstimmung dieser Musik durchmischt sich mit flirrenden, sphärischen Klängen. Der Free-Funk der 60er und 70er Jahre erlebt sein Comeback im Gewand des 21. Jahrhunderts. Gespielt wird alles, was irgendwie groovt und Plattform bildet für ausgedehnte Ausschweifer in den freien Klangkosmos. Der Kortex des Zuhörers öffnet sich; heraus fliegt das wabernde Gehirn und zieht zuckend seine Bahnen um Merkur und Mars.

„Acknowledgement“ – „Anerkennung“ heißt der Song, den die Pharoah Sanders Group nun covert; im Original auf Coltranes Platte „A Love Supreme“ zu finden. Coltrane anerkennt mit diesem Song Gott den Allmächtigen; die Pharoah Sanders Group anerkennt mit dieser Coverversion Coltrane als den allmächtigen Gott des Saxophons resp. des Jazz. Ein wenig erschreckt der Hörer schon, wenn er die ersten Töne dieser Jazzhymne hört – Kitschverdacht! Doch dann erweist sich die Band als würdig; nicht zuletzt Sanders bläst betörend in den weiten Kosmos hinein und widerhallend erklingt das Echo des transzendenten Coltrane, der sich mit ein paar anerkennenden Tönen aus dem Jenseits meldet und dem gebannten Publikum den heiligen Schauer erteilt.

The Pharoah Sanders Group

Pharoah Sanders – Tenorsaxophon
Jean-Paul Bourelly – E-Gitarre, Gesang
Matt Garrison – E-Bass
Will Calhoun – Schlagzeug

7. November, Spizz

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