Beethoven – der wahre Altmeister des Jazz!

Begeisterte Zuschauer beim „Classic goes Cuba“-Konzert

Musik verbindet. Und wenn dabei ein so kreatives Produkt dreier so unterschiedlicher musikalischer Welten entsteht, wie am vergangenen Freitag beim Konzert der Klazz Brothers & Cuba Percussion im Mendelssohn-Saal des Gewandhauses, dann treffen sich die langjährige Klassikkonsumentin und der Student, den man sonst eher auf Rockkonzerten begegnet, wieder.

Das deutsche Klassik-Jazz Trio, bestehend aus Tobias und Kilian Forster und Tim Hahn, und die zwei kubanischen Trommler Alexis Herrera Estevez und Elio Rodriguez versetzten in ihrer gut zweieinhalbstündigen Show das Publikum durch ihre einzigartige Verbindung von klassischer europäischer Musiktradition mit Elementen des Swing und Latin Jazz und der schier unendlichen Vielfalt kubanischer Rhythmen in Verzückung. Kein Fuß, der nicht mitwippte, keine Hände, die nicht mitklatschten, wenn dazu aufgefordert wurde.

Das Programm bestimmten Bearbeitungen von Werken der drei großen Klassiker Haydn, Mozart und Beethoven. Aber auch Bach, Brahms und Schubert kamen nicht zu kurz. Man setzte auf Wiedererkennung. So konnten sich die Zuschauer, nach Ankündigung des Bassisten Kilian Forster, davon überzeugen, dass Beethoven der „wirkliche Altmeister des Jazz“ ist und Mozarts Sinfonie in g-moll eigentlich als Mambo zu bezeichnen wäre. Weshalb der Komponist in Fachkreisen nur „Mambozart“ genannt würde. Dass „Die Forelle“ von Schubert ursprünglich für ein Quintett der Besetzung Klavier, Kontrabass, Schlagzeug, Timbales und Congas (welch Zufall!) komponiert war, schien für einige Zuschauer neu zu sein. Aber die These, dass Brahms‘ Tänze ganz fälschlich als ungarisch bezeichnet werden, da sie doch während eines ausgedehnten Kubaaufenthaltes entstanden sein müssten, konnte kaum noch jemanden überraschen. Musikalische Beweisproben ließen dann auch keine Zweifel an der Richtigkeit solcher Aussagen.

Weiche Jazzballaden wechselten sich mit virtuosen Rhythmen ab. Man konnte seine Augen noch so anstrengen, nach wenigen Takten verlor man den Überblick über die wild trommelnden Hände der beiden Kubaner, die überall gleichzeitig zu sein schienen. Kombiniert mit den melodischen Klängen von Klavier und Kontrabass ergab sich ein stimmiges Zusammenspiel der verschiedenen Instrumentalisten, die in dieser Kombination in diesem Jahr das erste Mal auf eine gemeinsame Tournee gehen.

Als dann Tobias Forster bei der ersten Zugabe die deutsche Nationalhymne auf dem Klavier anstimmte und sein Bruder Kilian in ernstem Ton das Publikum aufforderte, doch bitte aufzustehen, stutzten die Zuschauer erst und wirkten dann sichtlich erleichtert bei dem verschmitzten Nachsatz „aber nur, wenn Sie tanzen!“. Kaum einer, den es da noch auf den Stühlen hielt, hatte das Tanzbein doch schon den ganzen Abend so fürchterlich gejuckt.

08.11.2002,Gewandhaus, Mendelssohn-Saal

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