Musikalische Tradition zwischen Mühlstein und Goldbarren

Das Kirchenmusikalische Institut an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy”

Jubiläen sind besondere Marksteine, auch im Leben einer Institution. 10 Jahre war es im November 2002 mittlerweile her, dass das Kirchenmusikalische Institut (K.I.) der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig sozusagen seine zweite Geburt erlebte. Rektor Prof. Dr. Christoph Krummacher kann sich noch gut entsinnen: An den 12. November 1992, als alle der Wiedereröffnung des
K.I. mit Spannung entgegen sahen. Krummacher, selbst gerade erst neu als Professor berufen, erinnert sich rückblickend an die Bedeutung dieses Tages: „Mir war natürlich bewusst, in welche riesige Fußstapfen wir
treten. Durch meine eigene Studienzeit an diesem Haus kannte ich sehr viel über das „Nicht-K.I.“ zu DDR-Zeiten.
Die Geschichte des Instituts war in gleicher Weise Mühlstein wie Goldbarren. Mühlstein durch die Last
der Geschichte gerade im Dritten Reich und trotzdem auch Goldbarren durch die großartige Tradition, deren Fortsetzung nicht einfach war.?

Dabei wurde der „Goldbarren“ recht bald nach der ersten Gründung des K.I. offensichtlich: Die Studentenzahlen erreichten in den 1930er Jahren einen Höchststand. Der Grund: Das Institut hatte eine Modellfunktion für
die kirchenmusikalische Ausbildung in Deutschland überhaupt erlangt, wobei dem berühmten Karl Straube eine besondere Bedeutung zukam. Dazu der Rektor näher: „Straubes Ansatz war, bei hoher künstlerischer
Qualität ein umfassendes Studium anzubieten, das die musikwissenschaftlichen, hymnologischen und liturgischen Implikationen völlig abdeckt. Ohne diese Basis kann ein Kirchenmusiker auf Dauer nicht
arbeiten. Und die Generation von Straube-Schülern war dann wirklich über die ganze Welt verteilt.“

Gegenwärtig sieht es – gerade hinsichtlich der Zukunftsperspektiven junger Absolventen – schwieriger aus. Diese können heute am Leipziger K.I. Evangelische und Katholische Kirchenmusik (A- oder B-Diplom) studieren
oder sich mehr den rein künstlerischen Studiengängen Orgel und Chordirigieren verschreiben. Durch die Kombination mit Zusatz-, Ergänzungs-, Aufbau- oder Meisterklassenstudium ergeben sich weitere
vielfältige Möglichkeiten. Dennoch gibt Krummacher zu bedenken: „Wir beobachten mit einiger Sorge, dass sehr begabte Studienbewerber dazu neigen, eher ein rein künstlerisches Orgelstudium aufzunehmen, als sich
dem großen Stress eines umfänglichen Kirchenmusikstudiums auszusetzen.“ Und er forscht nach Ursachen: „Offensichtlich ist das ein Reflex darauf, dass im Augenblick der Kirchenmusiker-Beruf als nicht sonderlich
attraktiv gilt, da viele hauptamtliche Stellen auf 60 oder 75 Prozent reduziert worden sind.“

Zur Zeit studieren etwa 35 junge Leute am K.I. Jene konnten dann beim Jubiläum 2002 (neben der Eröffnungsveranstaltung im neu erbauten großen Konzertsaal mit imposanter Eule-Orgel) von
Kommilitonen gestaltete Konzerte erleben, einen Vortrag über „Schütz heute“ hören oder gespannt einer Podiumsdiskussion lauschen. Da ging es dann neben Ausbildungsfragen auch um Themen wie Jazz in der Kirchenmusik und Musikmanagement. Niemand weiß ja genau, wie es damit einmal in 10 Jahren aussieht.

Eines ist aber sicher: Dann feiert die Leipziger Hochschule 20 Jahre nach der Wiedereröffnung ihres Kirchenmusikalischen Institutes.

Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig
feierte 10 Jahre Wiedereröffnung ihres Kirchenmusikalischen Institutes

Kommentar hinterlassen

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.