Gar nicht so böse…

Die PurpleJazzBand „Das Böse Ding” improvisierte in der Scheune

…sondern recht liebenswürdig sind die vier Knaben der Münsteraner Formation „Das Böse Ding“. Seit zehn Jahren beglücken sie landauf-landab erwartungsfrohe Konzertbesucher mit ihrer diabolischen Botschaft. Doch wer denkt, der Antichrist persönlich erscheine bei jedem Konzert der Band in musikalisches Gewand gehüllt, der irrt. Selbstironisch gebärden sich die Musiker und lassen durchblicken, daß ihnen der Spaß am genrefreien Musizieren wichtiger ist als ein bedeutungsüberladener musikalischer Kontext.

Die gentilen Jungs mit Hang zur Expressivität haben sich der freien Improvisation verschrieben. Sie bedienen sich einer großen Bandbreite musikalischer Stilistiken und achten dabei weder auf korrekte Bedienung des Instrumentariums noch auf den Geschmack der Jazzheilsarmee. Vielmehr konzentrieren sie sich auf die ordnungsgemäße Einhaltung ihres anarchistischen Grundsatzes: Spiele nur das, was Dir selbst am erquicklichsten ist!

Schon zu Beginn des Hexentanzes wird das Publikum gebeten, dem „Bösen Ding“ ein wenig unter die Arme zu greifen – warum soll man auch alleine Musik machen, wo das doch alle können! Mit engelsgleichem Gesang, im lupenrein ausgesetzten vierstimmigen Satz, erzählt man dem Publikum Skurriles aus dem Reich des Bösen. Um den Bandstandpunkt nachhaltig zu unterstreichen, skandiert man ihn stimmgewaltig – „Wir sind bööössseee!“

Saxophonist und Bandleader Jan Klare, dezent gekleidet in rote Schlaghosen, rosa Hemd und Stiefel mit Schlangenmuster, gefällt sich in charmanter Moderation. Sein schelmenhaftes Wesen macht sich Luft in kecken Bewegungen zu den kraftvollen Evokationen seines „Flanger-Altsaxophones“. Sein kantabeles Flötenspiel hingegen bringt die introvertierte Seite in ihm zum Vorschein. Organist Martin Scholz ist neu in der Band; allerdings hält er sich nur solange bedeckt, bis man ihm die Möglichkeit zur freien Entfaltung seiner Tasten-Obsession einräumt. Dann verfällt er in einen tranceartigen Zustand und übergibt sich dem schwarzweißen Nirwana aus Orgelclustern und fliegenden Läufen. Eher kontemplativ gibt sich Bassist Hartmut Kracht, der mit stoischer Gelassenheit leicht angezerrte Rock’n’Roll-Linien in diesem Geflecht aus Tönen plaziert. Der adrette Schlagwerker Wolfgang Ekholt rundet das Ganze mit brachialen Interruptionen und artistischen Einlagen ab.

Der „JazzoderNie“-Verein lud zu seinem zweijährigen Jubiläum und dem insgesamt zehnten Konzert der Vereinsgeschichte mit dem „Bösen Ding“ eine Band ein, die das Vereinsmotto adäquat repräsentierte: die Offenheit für und die Lust an improvisierter Musik jeglicher Couleur. Das ambitionierte Projekt junger Jazzliebhaber darf als gelungene Bereicherung der Leipziger Jazzszene gewertet werden. Regulärer Veranstaltungsort des Vereins ist „die Scheune“ in Stötteritz. Übrigens: der Verein freut sich über jeden potentiellen Mitstreiter…

Das Böse Ding

Jan Klare – Altsaxophon, Querflöte
Hartmut Kracht – Kontrabaß, Elektrobaßgitarre
Wolfgang Ekholt – Schlagzeug
Martin Scholz – Hammond-Orgel

24.01.03, Die Scheune

Vereinskontakt:

jazzodernie@web.de

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