Bühne frei für die Newcomer der Region

Das Frosch Café mit Open Stage und Vernissage

„Mischgemüse“ heißt die Vernissage, Mischgemüse im Glas steht auf jedem Tisch. Als Untersetzer für das stimmungsvolle Teelicht. Erbse und Karotte geben sich ein Stelldichein, an den farbigen Wänden des Frosch Cafés prangen fisch- und vogelköpfige Wesen von Franziska Jänisch und farbenfrohe, expressionistisch anmutende Figuren von Claudia Hopfe. Beide Frauen sind Mitte zwanzig und studieren in Dessau Design.

Während die Bildersprache von Franziska Jänisch etwas Comichaftes hat, die Figuren zwischen Tier, Mensch und Alien changieren, spürt man bei Claudia Hopfe den starken Bezug zum Expressionismus – Gesichter werden in Farbflächen zerlegt, die Figuren sind mit kräftigen, schwarzen Strichen umrahmt, die Farbe dick aufgetragen. Ein DJ legt Musik auf, wie es sich für eine Vernissage gehört.

Doch was wäre eine Vernissage ohne einführende Worte. Die hält Herr Jänisch, Franziska Jänischs Ehemann. Er versteht sich als Mittler zwischen den „schüchternen Künstlerinnen, die über ihre Bilder eigentlich nichts sagen wollen“ und dem Publikum. Wobei er selbst nicht mehr sagt, als dass es schwer sei, über Kunst etwas zu sagen und jeder sich seinen Teil denken solle. Das tat dann auch das Publikum, vor allem über solche einführenden Worte.

Das Klavier mit den Kerzenhaltern steht auf der Bühne und wartet auf die musikalischen Newcomer des Abends: Julia Grob und Nadine Kölzig. Einmal im Monat, immer mittwochs, heißt es im Frosch Café: Open Stage, Bühne frei, für jeden, der sich traut ?und was drauf hat?, meint Geschäftsführer Matthias Bremke. Diese Veranstaltungsreihe existiert seit April 2002, der Eintritt ist frei, Überraschungen sind garantiert.

Zum Beispiel eben Julia Grob. Die zwanzigjährige Studentin der Religionswissenschaften aus Leipzig singt Lieder in vielen Sprachen, englische Popballaden, portugiesische Fados und deutsche Chansons. Die junge Frau überzeugt mit großer Bühnenpräsenz und einer tollen Stimme, mal zupackend, mal gehaucht. Souverän wird sie am Klavier begleitet von Nadine Kölzig. In einigen Stücken versuchen die Musikerinnen, über das reine Covern hinauszugehen. Da flechten sie beim Evergreen aus Porgy und Bess „Summertime“ eine arabische Tonleiter ein, dort experimentieren sie mit gesprochener Lyrik zu Klavieruntermalung. Rilkes „Panther“ zieht wirkungsvoll seine Kreise über die schwarzen und weißen Tasten.

Die einzelnen Stücke wirken noch etwas wahllos aneinander gereiht, es fehlen Zwischenmoderationen, aber wenn die jungen Künstlerinnen anfangen, mit einem Regisseur zusammenzuarbeiten, kann aus dem vorhandenen Material ein geschlossenes, abendfüllendes Programm entstehen. Viel Beifall und Bravorufe sollten die Musikerinnen ermutigen, an ihren Stücken weiterzufeilen.

Gegen 22 Uhr werden die Tische zur Seite geschoben und der DJ ist wieder gefragt: Disco. Tolle Stimmung im bunten Frosch Café, das allen Unkenrufen zum Trotz auch 2003 Nichtrauchercafé bleiben wird. Damit die dicke Luft den Blick auf die Bühne nicht verstellt, denn da gibt’s was zu sehen. Und an den Wänden ebenfalls.

(Abbildung: Carla im Fischbecken mit Salmlern, von Franziska Jänisch)


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