Uraufführung von Dimitri Terzakis\‘ „Mythen”

05. Februar 2003

Uraufführung von Dimitri Terzakis‘ ?Mythen? im Gohliser Schlößchen Gemeinschaftsprojekt der Oper Leipzig, der Hochschule für Musik und Theater ?Felix Mendelssohn-Bartholdy? und des Kulturamtes der Stadt Leipzig

Programm:

Gespräch mit dem Komponisten Dimitri Terzakis, Dr. Martin Eberle und Uwe Wand

Dimitri Terzakis
MYTHEN Rapsodia
für Klavier, Sprecher und Sopran nach Texten von Platon
– Uraufführung –

STEFAN KNOTH Klavier
FRANZISKA RÖTTINGSopran
FRIEDHELM EBERLESprecher
UWE WANDKünstlerische Mitarbeit


Die neue Musik der Philosophie

Ein sichtlich nervöser Martin Eberle interviewte den gutgelaunten Komponisten Dimitri Terzakis, Professor für Komposition an der Hochschule für Musik ?Felix Mendelssohn-Bartholdy“, der nicht nur über seine Arbeit sprach, sondern auch amüsante Begebenheiten und Anekdoten aus seinem Leben zwischen Deutschland und seinem griechischen Heimatland zu erzählen wusste. Terzakis knüpft in seiner Arbeit an kulturelle Traditionen des antiken Griechenland an, wenn er mit der Form der Rhapsodie experimentiert, die ehemals eine ?poetisierte? Darstellung der Mythologie mit musikalischer Untermalung war. Terzakis, der die Oper des 19. Jahrhunderts für die heutige Zeit vehement ablehnt, sieht in der Rhapsodenkunst eine Möglichkeit, die festgefahrenen musikalischen und dramaturgischen Strukturen der Gattung Oper aufzubrechen; die Rhapsodenkunst bilde den Keim einer Form zwischen Erzählung und Aktion, die zugleich die Phantasie belebe.

Unter den fünf ausgewählten Texten Platons befindet sich auch das berühmte Höhlengleichnis sowie Ausschnitte aus dem ?Phaidon?, dem ?Gastmahl? und dem ?Staat?. Alle von Terzakis verwendeten Texte befassen sich mit den zentralen Fragestellungen menschlicher Existenz: der Entstehung der Welt, dem Schicksal der Seele nach dem Tod, dem Mythos vom Ende des Lebens. Der Schauspieler Friedhelm Eberle las die Texte mit großer Intensität und es gelang ihm trotz zum Teil hoher Komplexität, die Spannung des Publikum zu erhalten. Dem rhapsodischen Prinzip nach standen der Wortgehalt der Musik gegenüber stark im Vordergrund, der Musik wurde nur eine untergeordnete Funktion zugewiesen. An vielen Stellen wirkten Sprecher und Sängerin wie sich notwendig ergänzende Charaktere, so übernahm an dramaturgisch exponierten Stellen die textlos singende Sopranistin Franziska Rötting die emotionale Ausdeutung des vorgetragenen Textes, wobei der Akzent eher auf atmosphärische Verdichtung als auf illustrative Doppelung gesetzt wurde. Die Musik Terzakis‘ ist überwiegend dialogisch strukturiert, auf Passagen des Sprechers folgen oft melancholisch gefärbte Repliken des Klaviers, nur an wenigen Stellen hoher dramatischer Expressivität setzt Terzakis Sprecher, Klavier und Gesang gleichzeitig ein.

Eine eigene, atmosphärisch-dichte Ebene bildete die Lichtregie der Oper Leipzig. Ein bespannter Türrahmen, der von hinten beleuchtet wurde, wurde bei dem Höhlengleichnis für die schrittweise farbige Aufhellung benutzt und dadurch in Beziehung zum Text gesetzt. Das Licht weiterer Apparate im Saal bildet einen eigenartigen Kontrast zu dem klassizistischen Ambiente des Saals im Gohliser Schlösschen mit seinen schweren Lüstern, die dreifarbige Schatten an die bemalten Wände warfen.

Insgesamt stellte der Abend in interessanter Weise Terzakis‘ Ansatz vor, eine Verbindung von philosophischen Texten und musikalischer Untermalung einzugehen, wobei eine klarere Konzeption für die szenische Umsetzung wünschenswert gewesen wäre.

(Janina Moelle)

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