Jazz \’n Wallace

„Hier spricht Edgar Wallace“ beim diesjährigen LeipJazzig-Festival in der Alten Nikolaischule

„Dichter Nebel liegt über London und lässt nur zaghafte Umrisse der Häuser erkennen. Ein Schrei unterbricht für ein paar Sekunden die unheimliche Ruhe der Nacht, dann herrscht wieder Totenstille…“, so hieß es in der Ankündigung für das Donnerstagabendkonzert des diesjährigen LeipJazzig-Festivals (9.-12-April). Das Publikum sollte laut Programmhinweis „eine spannende visuell akustische Collage“ mit „Hier spricht Edgar Wallace“ erleben, denn das Thema des Festivals lautete: MUSIKFILMUSIK.

Als visuelle Vorlage hatten Gabine Heinze und Michael Touma aus acht Edgar-Wallace-Filmen Material zusammengeschnitten und bearbeitet, so dass die in sieben thematische Teile gegliederte Videoprojektion die Dramaturgie des Abends vorgab. Den einleitenden Sequenzen mit nächtlichen Nebelszenen, von Michael Breitenbach mit atmosphärischen elektronischen Klängen unterlegt, folgten abwechslungsreiche Bilder, die – aus dem Filmzusammenhang gerissen – in den meisten Fällen eher komisch als gruselig wirkten. Das dazu erklingende musikalische Spektrum reichte von groove-betonten Teilen bis zu freier Improvisation.

Touma/Heinze arbeiteten bei der Neuzusammenstellung des Filmmaterials z.B. mit schnellen Schnitten, repetitiven kurzen Sequenzen und Bild-im-Bild-Effekten. Zum dramaturgisch-musikalischen Höhepunkt wurde der mit „Aktionen“ betitelte mittlere Abschnitt, der die beiden Musiker zu energiegeladenen Improvisationen inspirierte. Das Schlagzeugspiel Gerrit Juhnkes überzeugte aber immer dann besonders, wenn die freieren Passagen von clubbigen Grooves abgelöst wurden. Insgesamt lieferte die Montage des Filmmaterials den Musikern eine vielschichtige Grundlage, die durchaus auch skurrile und witzige Elemente enthielt. Gerade diese Facette wurde aber von dem Duo etwas vernachlässigt, es fehlten zeitweise Tempo und Esprit und Breitenbach/Juhnke begnügten sich oft mit großflächigen, die Stimmung lediglich untermalenden musikalischen Garnituren. An diesem Fakt konnte auch die Lichtdramaturgie von Robert Heinze nichts Entscheidendes ändern, der nicht immer sehr subtil mit den spärlich vorhandenen technischen Mitteln umging (besonders das minutenlange Techno-Disco-Stroboskoplicht-Gewitter ging an die Grenze des Erträglichen).

So erfüllte alles in allem der Abend nicht ganz die Erwartungen, da die Beteiligten das durchaus vorhandene Potential des Konzeptes musikalisch nicht voll ausschöpfen konnten.

Hier spricht Edgar Wallace

Michael Breitenbach – Lyricon, Sopransaxophon, Supercollider
Gerrit Juhnke – Schlagzeug
Gabine Heinze – Videoprojektion
Michael Touma – Videoprojektion
Robert Heinze – Licht

10.04.2003, Alte Nikolaischule

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