Das Akademische Orchester spielt Werke von Dvorak und Brahms im Gewandhaus
Ihr wärmender Orangeton sticht ins Auge: Die Broschüre für die kommende Spielzeit liegt auf sämtlichen Gewandhauspolstern. Und während in den Publikumsreihen über die Abo-Preise oder das Großereignis im Oktober 2004 verhandelt wird (das Akademische Orchester wird 50!), füllt sich der Große Saal – wie immer bis zur Kapazitätsgrenze.
Dieses vorletzte Konzert der noch laufenden Spielzeit wird ein Montagabend der sanften Elegie mit Dvorák vor und Brahms nach der Pause. Des üppigen Soloparts von Dvoráks Cellokonzert hat sich Sibylle Hesselbarth, Erste Solocellistin beim MDR-Sinfonieorchester, angenommen. Beherzt zugreifend meistert sie den in der „Neuen Welt“ entstandenen Brocken und genießt vor allem eines: viel Freiraum für singenden Saitenton pur. Die jungen Akademiker unter ihrem Chef Horst Förster ziehen ordentlich mit, selbst wenn nicht alles bei diesem Opus 104 auf den Punkt kommt und auch nicht jedes Pianissimo in den vom Komponisten vorgesehenen Dynamikgefilden verbleibt. Der keineswegs straßenfegerische Finalsatz läuft zuweilen Gefahr, etwas langatmig zu geraten. Hier die Spannung zu halten (bei bemerkenswerter Bläserfraktion an diesem Abend), ist wahrhaftig nicht einfach.
Das ist es auch nicht bei Brahms‘ Zweiter. Obwohl der Komponist bezüglich seiner Sinfonie mal vom Trauerflor sprach, nimmt das Orchester dies zu wörtlich: Zu getragen ist das Tempo des Kopfsatzes – mit der Folge, dass trotz guter dynamischer Kontrastsetzungen der Schwung ein Stück weit verloren geht. Das Adagio jedoch mutiert zum eigentlichen Ruhepol, während das Allegretto neben pastoralen Lichtblicken für energiegeladene Eruptionen mit gestochener orchestraler Schärfe sorgt. Den Finalsatz lässt Förster dann recht flott beim Zügel nehmen. Und wenn auch hier nicht alle metrischen Wechsel auf den Punkt kommen, zeigt sich bei ansonsten guter Gestaltung: Trotz aller Elegie geht es garantiert mit Schwung in die bald beginnende neue Spielzeit.
Konzert mit dem Akademischen Orchester
28. April 2003 Gewandhaus, Großer Saal
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